Der Erfolg von Neobanken wie Yuh oder Neon, die junge Kundschaft dank vieler gebührenfreier Dienstleistungen in Scharen anziehen, sorgt bei etablierten Bankplayern für Muffensausen.
Als Erste gezuckt hat die Zürcher Kantonalbank, die bereits seit Jahresbeginn 2024 auf Kontoführungsgebühren verzichtet. Die Thurgauer und St. Galler Kantonalbanken sind ebenfalls nachgezogen.
Und nun auch die Migros Bank: Per 1. April 2024 schafft die Tochter des Migros-Genossenschafts-Bundes die Gebühren für die Privatkonto-Führung ab. Und zwar ab dem ersten Franken. Bisher war die erst ab einem Guthaben über 7500 Franken gewährleistet. Abgeschafft werden im Übrigen auch Eingangsspesen von 20 Rappen je Zahlungseingang.
Kostenloses Alltagsbanking zwingend
Vervollständigt wird das kostenlose Alltagsbanking durch die Debit- und Kreditkarte ohne Jahresgebühr. Das gab es bei der Migros Bank schon zuvor. Mit der Visa-Debit-Karte können Kundinnen und Kunden der Migros Bank an rund 250 bankeigenen Bancomaten gebührenfrei Geld beziehen. Ebenfalls gebührenfrei ist der Bargeldbezug an mehr als 1500 Verkaufsstandorten der Migros-Gruppe.
CEO Manuel Kunzelmann (49) erklärt zudem, die Migros Bank habe seit Herbst 2022, also seit die Schweizerische Nationalbank die Negativzinsphase beendet hat, «die Zinsänderungen rasch an Kundinnen und Kunden weitergegeben». Insgesamt bereits sechs Mal.
Coop machte Druck
Die selbst definierten Kernwerte der Migros Bank sind «Kundennähe, Fairness und Zuverlässigkeit». Vor allem aber kann es sich die Migros Bank nicht leisten, an Terrain bei Kleinsparern und Durchschnittsschweizern zu verlieren. Erst recht nicht, nachdem Erzfeind Coop im Herbst 2023 mit einer eigenen Neobank mit kostenloser Kontoführung ins Bankgeschäft zurückgekehrt ist.
Die Migros Bank musste also agieren. Darüber hinaus ist sie im «Gesamtsystem Migros» viel zu wichtig: Mit ihren 313 Millionen Franken Gewinn rettete sie die Migros vor den ersten roten Zahlen ihrer Geschichte. Dafür, und auch aus Imagegründen, verzichtet man gerne auf ein paar Gebührenfränkli.