900 Euro statt 3400 Franken
Gewerkschaften werfen Swiss Lohndumping vor

Mehrere Gewerkschaften protestieren gegen den Einsatz von Flugzeugen und Besatzungen der Air Baltic bei der Swiss. Sie werfen der Schweizer Airline Lohndumping vor. Die Swiss wehrt sich.
Publiziert: 17.08.2022 um 06:44 Uhr
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Aktualisiert: 17.08.2022 um 09:46 Uhr
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Swiss-CEO Dieter Vranckx hat einen wütenden Protestbrief seiner Belegschaft erhalten.
Foto: MICHAEL BUHOLZER

Die Swiss muss wegen Engpässen auf ausländische Airlines ausweichen. Erst musste Austrian Airlines einspringen. Jüngst hat die Swiss bekannt gegeben, auch mit der lettischen Air Baltic zusammenzuarbeiten. Im Rahmen eines sogenannten Wet-Lease-Vertrags führt die Air Baltic im Namen von Swiss Flüge durch – mit den Flugzeugen und Crews von Air Baltic.

Das kommt bei der Schweizer Belegschaft gar nicht gut an: Die Gewerkschaften Kapers, Aeropers, VPOD, SEV GATA sowie der Kaufmännische Verband richten sich mit einem Protestbrief, der Blick vorliegt, an die Swiss-Geschäftsleitung rund um CEO Dieter Vranckx (49).

Lettische Crews verdienen 900 Euro

Im Schreiben werfen die Gewerkschaften der Schweizer Airline Lohndumping vor. Das Kabinenpersonal von Air Baltic verdient im Monat zwischen 900 und 1500 Euro, wie die «CH Media»-Zeitungen jüngst berichteten. Bei der Swiss sind es im Minimum 3400 Franken.

Die Swiss habe bei der Personalplanung zu spät Massnahmen ergriffen, um Engpässe in der Produktion zu verhindern, so die Gewerkschaften im Protestbrief an die Konzernführung weiter mit. Nachdem das Personal der Swiss in der Krise einen massiven Beitrag geleistet habe, würden nun Arbeitsplätze ausgelagert.

Diese Auslagerungen seien hinter dem Rücken der Gewerkschaften erfolgt. In den letzten Wochen und Monaten hätten die Sozialpartner zahlreiche Gespräche geführt, um die Situation zu entschärfen. Von einem Partner aus dem Ausland sei nie die Rede gewesen. Nun habe die Swiss Fakten geschaffen.

Zusammenarbeit soll revidiert werden

Die Gewerkschaften verurteilten diesen Schritt aufs Schärfste. Sie forderten die Swiss auf, nur mit Partnern Wet-Lease-Verträge abzuschliessen, die sozialverträgliche Anstellungsbedingungen und Gesamtarbeitsverträge hätten. Bei allen Drittanbietern seien Lohnkostenvergleiche vorzulegen.

Ferner rufen die Gewerkschaften die Swiss dazu auf, in der Schweiz die Anstellungsbedingungen deutlich zu verbessern, um am Arbeitsmarkt attraktiv zu sein. Die Swiss müsse ihre Entscheidung über den Wet-Lease-Vertrag mit Air Baltic revidieren. Er untergrabe die Zusammenarbeit der Sozialpartner in der Schweizer Luftfahrt.

Swiss kontert Vorwürfe

Die Swiss schreibt auf Anfrage von Blick, sie habe das Protestschreiben der Gewerkschaften erhalten und zur Kenntnis genommen. Den Vorwurf des Lohndumpings weist die Airline entschieden zurück: Die Zusammenarbeit mit Air Baltic habe die weitere Stabilisierung des Flugplans und die Erhöhung der Planungssicherheit für die Swiss Kundschaft zum Ziel. «Darüber hinaus soll damit eine zusätzliche Entlastung für die Kabinenmitarbeitenden einhergehen», lässt sich Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott zitieren. Die Air Baltic Crews erhielten Spesen für ihre Einsätze von und nach Zürich und würden für ihre Auslagen vor Ort, darunter Hotelübernachtungen und Uniformreinigungen, entschädigt.

Auch der Vorwurf, die Gewerkschaften seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden, lässt die Swiss nicht gelten: Es handle sich bei der Zusammenarbeit mit Air Baltic um einen rein unternehmerischen Entscheid, der keinen Einbezug der Sozialpartner erfordere.

Die Forderung, wonach Swiss die Zusammenarbeit mit Air Belatic revidieren soll, weist die Airline denn auch entschieden zurück. Die Zusammenarbeit sei im Sinne der Kundschaft – und der Mitarbeitenden. (SDA/sfa)

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