Der Reiseanbieter Kuoni will dieses Jahr bei den Buchungen wieder 80 Prozent seines Vor-Krisen-Niveaus erreichen. Im Juli und für den August liegen die Zahlen sogar zum Teil schon wieder über dieser Schwelle, wie Chef Dieter Zümpel zu den CH-Media-Zeitungen sagte.
Sein Unternehmen Kuoni, seit 2015 Teil des deutschen Reisekonzerns DER Touristik, profitiere aktuell von Hochzeitsreisen, die nachgeholt, sowie von Hochzeiten, die im Ausland durchgeführt würden. Gefragt seien bei den Kunden derzeit ausserdem Reisen nach Griechenland, gefolgt von Spanien, Italien, der Türkei und den USA. «Andererseits war die vergangene Wintersaison infolge Omikron nicht sehr gut», so Zümpel mit Blick zurück.
«Menschliches Versagen»
Was das aktuelle Chaos an vielen Flughäfen anbelangt, so spricht der Manager von «menschlichem Versagen». Es sei zwar klar, dass die Airlines und Bodenabfertigungsfirmen in der Krise Stellen abbauen mussten. «Aber es braucht ein gewisses Vorausschauen im Management. Das habe ich bei einigen Airlines vermisst», führte er aus.
Wenn man einen Flugplan aufstelle, müsse man sich dafür mit dem nötigen Personal vorbereiten. «Das ist ein einfacher Dreisatz! Aber nun tun manche Airlines so, als würde Weihnachten überraschend kommen.» Die stark gestiegene Buchungsnachfrage im Sommer sei schliesslich auch wegen des grösseren, offensichtlich nicht realistischen Flugangebots der Airlines zustande gekommen.
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Nun bleibe an den Reiseveranstaltern die Aufgabe hängen, die Ferien der Gäste umzubuchen. «Fakt ist, dass viele Airlines, Flughäfen und Bodenabfertiger falsch geplant haben», so Zümpel. Es gebe jedoch auch Unterschiede. In Köln etwa herrsche oft «absolutes Chaos», in Zürich hingegen laufe es bisher recht gut.
«Zusammenarbeit mit Swiss ist schwierig»
Von den Fluggesellschaften her gebe es mit Singapore Airlines oder Emirates «gar keine Probleme». Anders sehe es hingegen mit der Swiss aus. «Ich kann aber nicht verbergen, dass die Zusammenarbeit mit der Swiss seit Pandemie-Beginn oftmals schwierig ist. Da hat sich vieles aufgestaut», sagte er. Seitens der Swiss heisse es stets, die anderen seien schuld. «Das ist keine partnerschaftliche Beziehung, das empfinde ich als arrogant.»
Er schliesse daher nicht aus, dass manche Ferienhungrige nun lieber mit dem Auto verreisten. Denn die Bilder von Passagierschlangen und Meldungen von verlorenen Koffern machten keine grosse Lust aufs Reisen. Ausserdem sei Fliegen generell wegen der steigenden Kerosinkosten teurer geworden.
Personalmangel auch in Reisebüros
Was den Personalmangel anbelangt, so spürt die Reisebranche diesen nicht nur an den Flughäfen und bei den Airlines, sondern auch in den Reisebüros. «Wir spüren, dass die Rekrutierung qualifizierter Leute schwieriger geworden ist», sagte Zümpel. Dieses Jahr habe DER Touristik Suisse 50 neue Personen eingestellt, 10 davon seien Rückkehrer, die in der Pandemie das Unternehmen verlassen hatten. (pbe/SDA)