«Ich habe eine Entschädigung erhalten, obwohl ich gar keine verlangt habe», sagt Ronny Egli (54) verschmitzt. 820 Euro will ihm die Swiss für einen Flug vergüten, den er mit Meilen bezahlt hat.
Egli vermutet, das habe mit seinem Vielflieger-Status «Senator» bei der Fluggesellschaft zu tun. Diesen hat er durch seinen Job erlangt: Der St. Galler Verkaufschef für die Grossküchen-Firma Unox arbeitet in Cadoneghe nahe Venedig und fliegt oft in der Welt herum.
Mit seinen vielen Flugmeilen kauft er im Frühjahr für seine Frau Adelheid einen Flug mit Swiss ab Venedig via Zürich nach Johannesburg, alles in Business-Klasse. Doch wegen Problemen mit der Boeing 777 annulliert Swiss kurzfristig den Flug von Zürich nach Südafrika. Adelheid Egli muss am Flughafen Zürich im Hotel Radisson übernachten und kann erst anderntags nach Johannesburg fliegen. «Keine grosse Sache», so die Eglis.
Falscher Name, unklare Summe
Danach wird es aber seltsam: «Ich wollte lediglich die Kosten in Höhe von 211 Franken für die Übernachtung meiner Frau in Zürich rückerstattet haben», hält Egli fest. Kurz darauf erhält er ein Schreiben, adressiert an «Frau Keyser». Das ist der Geburtsname seiner Ehefrau, die seit 2016 den Namen Egli trägt. Wieso der frühere Name plötzlich auftaucht, ist den Eheleuten schleierhaft.
Immerhin: Im Schreiben wird nicht nur die Rückerstattung des Hotels in Höhe von 220 Euro garantiert, sondern eine Gesamt-Entschädigung für die Flugabsage in Höhe von 820 Euro. Egli wird nicht erklärt, weshalb. Er habe die Wahl zwischen einer Barauszahlung oder einem Fluggutschein. Er wählt die Barauszahlung.
Danach passiert aber wochenlang nichts mehr. Trotz mehrerer Rückfragen zur Auszahlung erteilt Swiss keine Antwort und überweist kein Geld. Egli vermutet, dass die Swiss bei der Höhe der Entschädigung einen Fehler gemacht habe und «versucht, aus der Nummer zu kommen».
Entschädigung unabhängig vom Vielfliegerstatus
Dass ihm Swiss ungefragt eine Entschädigung gewährt, empfindet er ohnehin als ungerecht: Egli hat im Blick den Artikel über Familie Bürgi gesehen, die von derselben Flugabsage betroffen war – aber keinen Rappen Entschädigung erhielt. «Da gibts bei den Entschädigungen offenbar eine Zweiklassengesellschaft», raunt Egli.
Die Swiss hält entschieden dagegen: «Herr Egli erhält die Entschädigungszahlung weder unaufgefordert noch aufgrund seines Vielfliegerstatus.» Wegen dessen Entschädigungsantrag für die Hotelkosten habe der Swiss-Kundendienst bei der Prüfung festgestellt, dass die betreffende Buchung zusätzlich für eine pauschale Entschädigung berechtigt ist. Der zugesprochene Betrag von insgesamt 820 Euro ergebe sich aus den aufgerundeten 220 Euro für die Hotelkosten und einer gesetzlich festgelegten Pauschalentschädigung von 600 Euro.
«Weshalb Frau Egli in einem Schreiben irrtümlicherweise mit Frau Keyser angesprochen wurde, können wir im Nachgang leider nicht mehr rekonstruieren», führt Swiss weiter aus und entschuldigt sich für diesen «Fauxpas».
Tue Gutes mit der Entschädigung
Der Flug von Adelheid Egli kostete ihren Mann 56'000 Meilen plus 250 Franken für Taxen und Gebühren. Ohne Meilen hätte der Flug rund 3500 Franken gekostet. Obwohl Egli wegen der Buchung mit Meilen gar keine Entschädigung erwartete, nimmt er das von Swiss versprochene Geld gerne an. Denn in ihm ist eine Idee gereift: «Ich will mit dem zugesagten Geld den Bürgis helfen.»
Egli hat inzwischen von der Swiss die 820 Euro erhalten. Die Hälfte davon, 400 Franken, hat er an Katharina und Alexandra Bürgi überwiesen. Damit erhalten diese indirekt doch noch eine Entschädigung für die Absage ihres Johannesburg-Flugs. «Das ist mega und wir sind Herr Egli sehr dankbar», freut sich Alexandra Bürgi (35) im Gespräch mit Blick über den unerwarteten Zustupf.