Bereits im Juli hat Flyer den Abbau von einigen Stellen angekündigt. Nun kommt alles noch viel schlimmer. Der Schweizer E-Bike-Pionier mit Sitz in Huttwil BE – inzwischen in deutschen Händen – führt eine Massenentlassung durch. Die gut 300 Flyer-Beschäftigten wurden am Donnerstagvormittag über die Details informiert. Jetzt haben sie Gewissheit darüber, was ihnen vor Wochen in Aussicht gestellt wurde. Denn: Das in den vergangenen Wochen eingeleitete Konsultationsverfahren brachte keine realisierbaren Alternativen zum Jobabbau.
«Flyer AG hat ein Restrukturierungsprogramm erarbeitet und sichert damit die langfristige Zukunft des Unternehmens», erklärt der E-Bike-Hersteller den harten, «unumgänglichen» Schritt. Die Restrukturierung führt zu einem Abbau von 80 Stellen. Das ist mehr als ein Viertel der derzeit total 302 Beschäftigten in Huttwil! Eine Flyer-Sprecherin versichert: «Der Abbau wird so sozialverträglich wie möglich durchgeführt.» Man habe dazu einen Sozialplan erarbeitet, die Betroffenen würden bei der beruflichen Neuorientierung unterstützt.
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Produktion und Administration betroffen
Laut Mitarbeiter-Information sind sowohl die Produktion als auch die Administration vom Stellenabbau betroffen. Flyer begründet die Massenentlassung mit der «aktuell schwierigen Marktsituation in der gesamten Fahrradbranche», einer Marktkorrektur, die nach der Pandemie eingesetzt habe. Konkret: Der E-Bike-Hersteller hat wie viele andere auch übervolle Lager bei gleichzeitig einbrechenden Verkäufen von E-Velos.
Konkrete Zahlen gibt Flyer nicht heraus. Wie Fachhändler, über die Flyer E-Bikes in der Schweiz verkauft, gegenüber Blick aber auspackten, ist die Restrukturierung zum Teil auch hausgemacht. Bei Flyer hat man sich verspekuliert. Die Verantwortlichen gingen davon aus, dass die Nachfrage im gleichen Tempo wie in der Pandemie weiterwächst. Doch während die Firma die Produktion hochfuhr, sanken die Umsätze und Bestellungen innert zwei Jahre um die Hälfte. Flyer soll auf weit über 10'000 E-Bikes sitzen.
Für die Kundschaft ändert sich nichts
Zur Erinnerung: 2017 kaufte die deutsche Zweirad-Einkaufsgenossenschaft (ZEG) die Schweizer Firma auf. Unter dem Dach der ZEG konnte der Absatz im Ausland deutlich angekurbelt werden.
Jetzt allerdings setzt der deutsche Eigentümer in Huttwil den Rotstift an. Dabei zeigt er sich heute wenig zimperlich. «Der Verwaltungsrat setzt auch in Zukunft auf Swissness mit wesentlichen Teilen der Wertschöpfung in der Schweiz», heisst es in der Flyer-Medienmitteilung. Der Standort Huttwil bleibe als Sitz für die Flyer AG auch «in Zukunft von zentraler Bedeutung». Da Flyer die Zusammenarbeit mit dem Fachhandel stärken will, dürfte sich für die Kundinnen und Kunden nichts ändern.
Mehr noch: Brancheninsider im Fachhandel erwarten, dass es nach dem harten Schnitt bei Flyer künftig wieder aufwärts geht.