Darum gehts
- Grächen VS Skigebiet benötigt dringend Finanzspritze für Sanierung
- Gemeinde und Tourismusverein sichern über ein Drittel der benötigten Summe zu
- Noch fehlen 240'000 Franken von insgesamt 6 Millionen der Aktienzeichnung
Die Stimmung in Grächen VS ist schon lange angespannt. Das Walliser Familienskigebiet schreibt seit Jahren Verluste. Schulden von 20 Millionen Franken haben sich angehäuft. Der Weg zurück ist unglaublich lang. Der erste Schritt: Bis Ende April sollen durch eine Aktienzeichnung der Touristischen Unternehmung Grächen (TUG) – sie betreibt Bahnen und Skigebiet – 6 Millionen Franken zusammenkommen.
Mehr als ein Drittel davon sicherten Hauptaktionäre wie die Gemeinde und der Tourismusverein zu. Trotzdem fehlten vor einem Monat immer noch 2 Millionen Franken. Nach langer Leidenszeit scheint jetzt aber die erste gute Nachricht für Grächen in Sicht. Wenige Tage vor dem Ablauf der Frist für die Aktienzeichnung fehlen nur noch rund 240'000 Franken. Auch dank der privaten Initiative der Zürcherin Nathalie Preisig (26). Mit ihrer Familie startete sie eine eigene Spendenaktion. «Wir würden alles Mögliche in die Wege leiten, damit das Geld zusammenkommt», sagte sie Ende März gegenüber Blick.
Ein ganzes Dorf hängt daran
Von offizieller Seite sind optimistische Töne zu vernehmen: «Wir sind mit dem aktuellen Stand sehr zufrieden», erklärt Martin Schürch, Gemeindepräsident und Verwaltungsrat der TUG, auf Blick-Anfrage. «Es ist sicher ein Weg, den man nicht gerne geht.» Aber: Die Solidarität innerhalb der Bevölkerung und allen Freunden von Grächen sei deutlich spürbar. Ähnlich positiv äussert sich die Unterstützerin Preisig: «Die Grächen-Fans haben bewiesen, dass sie auch in schwierigen Zeiten zusammenstehen und vieles bewegen können.»
Schürch ist überzeugt, dass der fehlende Batzen noch zusammenkommt. Die Aktienzeichnung wurde bis zum 5. Mai verlängert, am Montag soll eine Infoveranstaltung den Endspurt einläuten. Im Walliser Familienskigebiet ist man sich bewusst, dass alles an der jetzigen Rekapitalisierung hängt. Hotel, Sportläden und Restaurants könnten ohne Finanzspritze einpacken.
Was, wenn das Geld nicht kommt?
Findet die TUG noch weitere Unterstützer, dürfte auch der Skibetrieb im kommenden Winter gesichert sein. «Wenn die 6 Millionen da sind, beantragen wir beim Gericht die Verlängerung der provisorischen Nachlassstundung um ein Jahr», erklärt der Gemeindepräsident. Heisst: ein Jahr mehr Zeit, um die Schulden zu begleichen und die Sanierung voranzutreiben.
Neben der jetzigen Kampagne stehen nämlich noch weitere Massnahmen auf der Agenda. So sollen die Gläubiger – insbesondere Banken und Kanton – auf einen zweistelligen Millionenbetrag verzichten. Parallel dazu steht eine Kapitalherabsetzung von 90 Prozent an.
Doch was passiert, wenn die angestrebten 6 Millionen nicht erreicht werden? Hilft die Gemeinde dann zusätzlich aus? «Aktuell gibt es keinen Plan B», meint Schürch. «Die Gemeinde hat ihre Möglichkeiten so weit ausgeschöpft.» Es hängt also weiterhin alles daran, die restlichen 240'000 Franken zusammenzukratzen.
In den nächsten Tagen kann also mit Spannung ins Wallis geschaut werden. Und wer weiss, vielleicht taucht auch plötzlich der Name Christian Mars (64) wieder auf. Vor einem Jahr sah es nach einer Blitz-Übernahme durch den Investor und seiner französisch-schweizerischen Firma aus. Mittlerweile ist es ruhig um ihn geworden. Gemäss letztem Stand sind die beiden Parteien aber immer noch im Gespräch.