Darum gehts
- Grächens Skigebiet in finanzieller Not und braucht dringend Geld
- Familie startet Spendenaktion für kleinere Beträge zur Rettung
- 20 Millionen Franken Schulden, 6 Millionen bis Ende April nötig
Es ist fünf vor zwölf in Grächen. Das Walliser Familienskigebiet schreibt seit Jahren Verluste. Schulden von 20 Millionen Franken haben sich angehäuft. Darum ist spätestens seit Anfang März klar: Die Touristische Unternehmung Grächen (TUG), die das Skigebiet und die Bergbahnen betreibt, braucht Geld. Und das sofort.
Bis Ende April müssen 6 Millionen Franken her. Das Geld soll durch eine neue Aktienzeichnung der TUG zusammenkommen. Von Hauptaktionären wie Gemeinde und Tourismusverein liegen Zusagen von 2,1 Millionen Franken vor. Privatpersonen aus der Region, Firmen und Zweitwohnungsbesitzer haben in den ersten vier Wochen aber nur gut 2 Millionen gezeichnet. Heisst: Bis zum 30. April braucht es nochmals 1,8 Millionen Franken. Ist das Kapital nicht zugesichert, verschwindet Grächen sehr wahrscheinlich von der touristischen Landkarte.
Die Spenden-Idee kam beim Znacht
Nathalie Preisig (26) möchte das unbedingt verhindern. «Wir würden alles Mögliche in die Wege leiten, damit das Geld zusammenkommt», sagt sie gegenüber Blick. Seit ihrer Geburt geht sie regelmässig nach Grächen. Die Zürcher Familie besitzt eine Ferienwohnung im Walliser Bergdorf. Nach dem Winterauftakt im vergangenen Dezember lancierte die Familie eine eigene Spendenaktion.
«Wir haben ja da schon gewusst, dass Grächen Geld braucht», meint Preisig. Die Idee zur Spendenaktion kam beim Znacht. Nathalie Preisigs Freund Nicola Brunner hat die Kampagne dann aufgegleist. Die Eigeninitiative sorgte zuerst allerdings für Verwirrung. Denn die Aktion war mit niemandem abgesprochen – auch nicht mit der TUG. So sind im ersten Monat gerade einmal 25 Franken zusammengekommen. Trotzdem erhielten die Preisigs viel Zuspruch für ihre Initiative. Die Debatte rund um die finanzielle Sicherung der touristischen Infrastruktur wurde weiter angeheizt.
Wer einmal da war, kommt zurück
Heute arbeiten das Skigebiet und die Familie zusammen. «Wir haben uns mit der Gemeinde und der TUG abgesprochen», so Nathalie Preisig. «Die Spendenaktion ist vor allem für kleinere Beträge gedacht.» Eine Aktie kostet nämlich 1000 Franken. Durch den Crowdfunding-Aufruf können einzelne Personen aber auch zusammen Geld eintreiben und so einen willkürlichen Betrag spenden. So haben sich Unterstützer mit dem gleichen Jahrgang zusammengetan, um eine gemeinsame Summe beizusteuern – etwa die Jahrgänge 1979, 1982 und 1988. Mittlerweile liegt der Spendenstand bei 17'200 Franken.
Derweil wird von jeder Seite klar, dass in Grächen alles an der jetzigen Rekapitalisierung hängt. Hotel, Sportläden und Restaurants könnten ohne Finanzspritze wohl einpacken. «Wir kennen die Menschen hinter diesen Geschäften. Das wäre brutal einschneidend», meint Preisig. «Wenn du einmal in Grächen warst, dann weisst du, wieso du wieder hingehst.»
Es schwirren noch Namen herum
Neben der jetzigen Kampagne braucht es aber noch weitere Massnahmen. So sollen die Gläubiger auf einen zweistelligen Millionenbetrag der Schulden verzichten. Parallel dazu steht eine Kapitalherabsetzung von 90 Prozent auf der Agenda. Zuerst müssen aber die fehlenden 1,8 Millionen Franken noch her.
Doch woher soll das Geld kommen? Wer dem Walliser Familienskigebiet helfen will, hat das mit grosser Wahrscheinlichkeit bereits getan. In der Auflistung der Aktienzeichner fehlen allerdings (noch) namhafte Exponenten, wie der «Walliser Bote» weiss. Beispielsweise einige Familienmitglieder der Brigger Bau AG, welche mit einem 20-Prozent-Anteil die zweitgrösste TUG-Aktionärin ist. Die Familie Brigger soll finanzkräftig sein und könnte weitere einflussreiche Unterstützer mitziehen. Der «Walliser Bote» hat nach eigenen Angaben Kenntnis von konkreten Namen, die vorerst noch die Entwicklungen abwarten.
Die Familie Preisig aus dem Unterland hofft auf jeden Fall, dass sich noch Unterstützer finden lassen. Dieses Wochenende endet die laufende Saison, die aus Spargründen drei Wochen kürzer ist als normal. Am Abschluss-Open-Air Snowspring am Samstag wird die finanzielle Lage der Bergbahnen bestimmt nochmals für Diskussionen sorgen.