Die Fahrt mit dem Aussenlift in das höchste begehbare Stockwerk des neuen Roche-Baus dauert gut drei Minuten. Die Aussicht ist spektakulär. Die umliegende Stadt wird immer kleiner. Und kleiner. Und kleiner.
Oben angekommen, kann man einen Blick bis weit in den Schwarzwald, in die elsässischen Belchen und die schweizerischen Jura-Ausläufer werfen. Und hinunter aufs Dach des benachbarten Baus 1, der mit seinen 178 Metern nur noch für ein Jahr das höchste genutzte Gebäude des Landes sein wird.
Aus einem anderen Fenster fällt der Blick auf die Baustelle für die in der Höhe abgestuften vier Bauten des neuen Forschungszentrums, die Ende 2023 fertiggestellt sein werden, wie Roche-Standortleiter Jürg Erismann am Freitag an einer Medienführung sagte. Der höchste Bau dieses Komplexes wird mit seinen 114 Metern, die er im Oktober erreichen wird, ebenfalls zu den grössten im Land gehören, neben den beiden Bürotürmen aber vergleichsweise klein wirken.
Im Plan trotz Corona
Der neue Bau 2 ist 205 Meter hoch. Seit Ende November 2020 ist der Rohbau fertig – zwei Monate vor dem Terminplan. Auch in Sachen Budget sei man sehr gut unterwegs, sagte Erismann.
Im Moment läuft der Innenausbau und die Möblierung auf Hochtouren. Mitte 2022 werden 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Büroarbeitsplätze sowie drei Cafeterien in Beschlag nehmen. Die obersten Stockwerke sind für die Gebäudetechnik reserviert.
Zusammen mit den rund 2000 Arbeitsplätzen im Bau 1 werden dann gut 5000 Büroarbeitsplätze zur Verfügung stehen. In der Hinterhand hat Roche auf dem Südareal am Rhein die «Vision» eines dritten Turms desselben treppenartigen Typus, der mit einer möglichen Höhe von 220 Metern noch weiter in den Himmel ragen soll.
Einfluss von Home Office
Erismann sprach bewusst von einer «Vision», denn ein konkretes Bauprojekt gebe es noch nicht. «Im Moment ist unser Bedarf an Büroarbeitsplätzen mit den Bauten 1 und 2 vollständig abgedeckt.» Das mag zum Teil auch am Home-Office liegen, das sich bei Roche in der Pandemie-Zeit durchgesetzt hat. Und das der Konzern auch nach der Corona-Krise nicht ganz aufgegeben will. Angestrebt werde eine Hybrid-Lösung, aber mit einem Schwergewicht auf die Arbeit am Standort, sagte Erismann. Roche werde die Kapazität an Arbeitsplätzen am Hauptsitz also sicherlich benötigen.
Im Bau 2 wurden gemäss Erismann gestalterische Aspekte des Home-Office übernommen. Im Gegensatz zur eher puristisch wirkenden Ausstattung im Bau 1 habe man beim Innendesign des Bau 2 mehr auf die Atmosphäre von Wohnlandschaften gesetzt – mit flexiblen Arbeitsplätzen, zahlreichen Rückzugsmöglichkeiten und Lounges mit bequemen Sesseln.
Der Bau des zweiten Roche-Turms hat Investitionen von 550 Millionen Franken zur Folge. Bis zu 500 Personen arbeiteten und arbeiten parallel auf der Baustelle, was zu einer Gesamtarbeitszeit von zwei Millionen Stunden führen wird. Zu 90 Prozent hätten die Bau- und Einrichtungsaufträge an Schweizer Firmen vergeben werden können, sagte Erismann. (SDA/ise)