30 statt nur 3 Milliarden Franken
CS-Aktionäre wollen von UBS den 10-fachen Kaufpreis

Am Montag sind mehrere Klagen aus der Schweiz publik geworden. Auch eine Kanzlei aus Liechtenstein hat für CS-Aktionäre Klage gegen die UBS eingereicht.
Publiziert: 16.08.2023 um 11:55 Uhr
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Zahlreiche ehemalige Kleinaktionäre der Credit Suisse wollen die UBS zur Kasse bitten.
Foto: AFP
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Wurden die CS-Aktionäre bei der Übernahme durch die UBS über den Tisch gezogen? Davon sind viele von ihnen überzeugt. Am Montag gingen beim Handelsgericht in Zürich mehrere Klagen gegen das Umtauschverhältnis der Aktien bei der Notübernahme durch die UBS ein. Wie das Finanzportal Finews schreibt, ist auch die Anwaltskanzlei Lennert Partners aus Liechtenstein dabei. Hauptkläger sind nach Angabe der Kanzlei ein Investmentfonds und eine Privatperson. Insgesamt vertrete die Kanzlei CS-Aktionäre mit mehreren Millionen CS-Aktien. Die Forderung der Anwälte hat es in sich. Sie wollen von der UBS pro CS-Aktie 7,78 Franken. 

Bezahlt hat die UBS gemäss dem Übernahme-Deal vom 19. März gerade mal 76 Rappen pro CS-Titel. Am Freitag vor Bekanntgabe des Deals war die CS-Aktie mit einem Wert von 1,86 Franken aus dem Handel gegangen. 

«Willkürlich festgelegt»

Die Forderung aus Liechtenstein würde dem zehnfachen Kaufpreis entsprechen. Folglich hätte die Credit Suisse statt 3 Milliarden ganze 30 Milliarden Franken gekostet. «Das Wechselverhältnis zwischen CS- und UBS-Aktien folgt keinem Bewertungssystem. Es ist nicht nur völlig unangebracht, sondern auch willkürlich festgelegt worden», lässt sich Rechtsanwalt Philipp Lennert in einer Mitteilung zitieren. Dies stärke den Eindruck, dass die Verhandlungen nicht auf Augenhöhe stattgefunden hätten.

«Der Zusammenschluss sollte auf Kosten der Aktionäre der Credit Suisse durchgeführt werden», so Lennert. Die 7,78 Franken pro Aktie würden auf dem Durchschnitt verschiedener Unternehmensbewertungen der Credit Suisse beruhen. 

Argumente der Initianten von Notrecht

Auch aus der Schweiz sind mindestens drei Klagen eingegangen, wie Blick am Montag berichtet hat. Eine davon von den Initianten von Notrecht.com. Kläger ist der Baselbieter Anwalt Perica Grasarevic (39). In einem Blog-Eintrag führt er aus, weshalb das Angebot viel zu tief sei. Grundsätzlich würden Banken am Kapitalmarkt zum Buchwert ihres Eigenkapitals bewertet, schreibt er.

Dieser Buchwert habe gemäss Geschäftsbericht der CS Ende 2022 noch 11,45 Franken pro Aktie betragen. Im ersten Quartal 2023 gab die CS den Aktienwert mit 13,70 Franken an. Die UBS selbst hatte die CS-Aktie in einer Präsentation vor der Fusion noch mit 11,15 Franken bewertet. 

Insolvenzrisiko fiel weg

Zudem sei der Börsenkurs vom 17. März mit 1,86 Franken massgeblich von der Angst der Marktteilnehmer vor einer möglichen Insolvenz der Bank geprägt gewesen. Dieses Risiko sei mit der Unterzeichnung des Übernahme-Deals weggefallen. 

Und dann wäre da noch der Wertgewinn bei der UBS: Die Analysten von Morningstar hätten den «fairen Wert» der UBS-Aktie nach dem Abschluss der Übernahme am 12. Juni um 22 Prozent auf 27,50 Franken erhöht. 


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