Auf einen Blick
- Die Verwaltungskosten der Pensionskassen variieren stark
- Die Gewerkschaften fordern mehr Transparenz
- Der Kassenverband verweist auf unterschiedliche Bedürfnisse
Kurz vor der Abstimmung zur BVG-Reform geben vor allem die Verwaltungskosten der Pensionskassen zu reden. So zeigte eine Berechnung des ehemaligen Preisüberwachers Rudolf Strahm (81), dass die Kassen jährlich 8,6 Milliarden Franken für die Verwaltung der Vorsorgegelder ausgeben. 80 Prozent davon verschlingt allein die Vermögensverwaltung im Finanzsektor.
Eine neue Auswertung des Arbeitnehmer-Dachverbandes Travailsuisse zeigt nun, wie sehr sich die Verwaltungskosten bei den 15 grössten Pensionskassen unterscheiden. Sie liegen zwischen 7780 Franken pro Versicherten bei der Pensionskasse der Credit Suisse und 236 Franken bei der Bernischen Pensionskasse.
Gewaltige Unterschiede
Besonders hohe Kosten pro Versichertem hatten laut den Berechnungen, die Blick exklusiv vorliegen, auch die Pensionskasse der Stadt Zürich (2925 Franken), sowie die Kassen der SBB (1377 Franken), Post (1346 Franken) und Migros (1339 Franken). Besonders günstig waren – neben der Bernischen Pensionskasse – dagegen die KMU-Pensionskassen-Anbieterin Proparis Vorsorge-Stiftung Gewerbe Schweiz (350 Franken) und die Gastro Social Pensionskasse (370 Franken), die Verbandsausgleichskasse der Gastronomie- und Hotellerie-Branche.
Zur Einordnung: Laut Strahm liegen die durchschnittlichen Verwaltungskosten inklusive Vermögensverwaltung der Schweizer Pensionskassen bei rund 1500 Franken pro Versicherten.
Travailsuisse berechnete auch den Anteil der Verwaltungskosten an der Bilanzsumme. Diese lagen in einer riesigen Spanne zwischen 1,2 Prozent bei der Credit Suisse und 0,09 Prozent bei der bernischen Pensionskasse. Ebenfalls sehr preisgünstig war in diesem Vergleich die BVK Personalvorsorge des Kantons Zürich mit Verwaltungskosten von 0,16 Prozent.
«Es sind auch tiefere Kosten möglich»
Was lässt sich nun aus diesem Vergleich ablesen? Für Travailsuisse ist klar, dass die Kostenunterschiede zu hoch sind. «Bei manchen Kassen fliesst extrem viel Geld ab, das eigentlich in die Renten gehen sollte», sagt Edith Siegenthaler (41), Leiterin Sozialpolitik bei Travailsuisse. «Zudem fehlt es an Transparenz, denn es ist sehr schwierig, sich einen Überblick über die Kosten zu verschaffen.»
Die Versicherten sollten einen Vergleich haben, damit sie Druck auf die Stiftungsräte und Vermögensverwalter machen können, wenn die Verwaltungskosten zu hoch sind, sagt Siegenthaler. «Denn unser Vergleich zeigt: Es sind auch tiefere Kosten möglich.»
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«Entscheidend ist die Leistung»
Für Nico Fiore (31), Geschäftsführer des Pensionskassenverbandes Inter-Pension, ist der Vergleich von Travailsuisse hingegen wenig aussagekräftig. Die Bedürfnisse der Kassen bezüglich Sicherheit und Renditen seien sehr unterschiedlich. «Pensionskasse ist nicht gleich Pensionskasse. Deshalb unterscheiden sich auch die Anlagestrategien stark.»
Ausserdem ginge beim reinen Kostenvergleich die Performance der Kassen vergessen, so Fiore. «Die Kosten sind wichtig, aber entscheidend ist die Leistung der Vermögensverwaltung.» Wenn eine Kasse entsprechende Anlagegewinne erziele, lohne sich das unter dem Strich auch für die Versicherten.
Tatsächlich gibt es einen Zusammenhang: Eine Studie der ZKB-Tochter Swisscanto zeigte kürzlich, dass die besten Pensionskassen mit der stärksten Anlageperformance im Schnitt leicht höhere Vermögensverwaltungskosten haben als die schlechtesten Pensionskassen. Durchschnittlich erzielten die Vorsorgeeinrichtungen im ersten Halbjahr 2024 auf ihren Anlagen eine Rendite von 5,1 Prozent. Die Vermögensverwaltungskosten betrugen im Mittel 0,55 Prozent.
Anmerkung der Redaktion: In einer ersten Fassung stand fälschlicherweise eine Rendite von 0,77 Prozent im ersten Halbjahr 2024. Die Zahl bezog sich in der Studie aber nur auf den Juni. Die Angabe wurde deshalb korrigiert und durch die Jahresrendite des letzten Jahres ersetzt.