8,6 Milliarden Franken gehen jährlich in die Verwaltung der Pensionskassen, zeigt eine Berechnung von Ex-Preisüberwacher Rudolf Strahm (81). Rund 80 Prozent davon verschlingt allein die Vermögensverwaltung im Finanzsektor. «Die obligatorischen Pensionskassen sind zum Selbstbedienungsladen für Banken und Hedgefonds geworden», kritisiert Strahm im Gespräch mit Blick. Oder anders ausgedrückt: «Sie zocken PK-Gelder ab.»
Am heutigen Montag haben die Kantonalbanken den Pensionskassen-Monitor von Swisscanto publiziert. Dieser zeigt: Schweizer Vorsorgeeinrichtungen haben im zweiten Quartal 2024 weiterhin von der positiven Grundstimmung an den Finanzmärkten profitiert. Durchschnittlich erzielten sie auf ihren Anlagen eine Rendite von 0,77 Prozent. Weil im ersten Semester geradezu eine Euphorie an den Märkten herrschte, die die Kurse nach oben trieb, kommen die Pensionskassen von Anfang Januar bis Ende Juni auf ein mittleres Plus von 6,6 Prozent. Halten die aktuellen Kurseinbrüche an den Börsen indes an, dürfte diese Performance im dritten Quartal arg getrübt werden.
Begeisterung wegen KI
Im zweiten Quartal dagegen überwog bei den Anlegern noch der Optimismus: Swisscanto schreibt in ihrer Mitteilung vom Montag davon, wie die positive Grundstimmung vom Jahresanfang auch die darauf folgenden Monate geprägt habe. Dabei hätten die globalen Aktienmärkte insbesondere von der Entwicklung in den USA profitiert, wo die Begeisterung der Investoren für Künstliche Intelligenz zu neuen Höchstwerten der Indizes geführt habe.
Entsprechend der positiven Entwicklung haben sich auch die Deckungsgrade der Pensionskassen weiter verbessert. Gemäss Swisscanto kletterten diese bei den privatrechtlichen Kassen im zweiten Quartal um 0,4 Prozentpunkte und erreichten Ende Juni durchschnittlich 120,0 Prozent. Dabei weisen inzwischen sämtliche Kassen einen Deckungsgrad von über 100 Prozent aus. Bei fast drei Viertel der Vorsorgewerke liegt der Wert sogar bei 115 Prozent oder höher.
Schweizer Aktien liefern grössten Renditebeitrag
Positiv ist das Bild auch bei den öffentlich-rechtlichen Kassen. Sowohl jene mit Vollkapitalisierung als auch jene mit Teilkapitalisierung wiesen mit 112,4 Prozent respektive 89,4 Prozent per Ende Juni einen leicht höheren vermögensgewichteten Deckungsgrad als im Vorquartal aus, schreibt Swisscanto. Allerdings liege weiterhin bei fast drei von zehn Kassen der Deckungsgrad unter 80 Prozent.
Mit Blick auf die einzelnen Anlageklassen profitierten die Schweizer Pensionskassen stark von der Performance der Schweizer Aktien. Sie lieferten mit einem Plus von 3,1 Prozent im zweiten Quartal den höchsten Renditebeitrag. Gute Zuwächse verzeichneten auch die Anlageklasse Rohstoffe (+2,6 Prozent) und Aktien Welt (+2,5 Prozent). Bei den Anleihen wurde bei den Schweizer Werten ein Plus von 1,3 Prozent verzeichnet, bei den ausländischen Werten dagegen ein Minus in gleicher Höhe.