Sie sind legendär und sagenumwoben, die amerikanischen Weltuntergangs-Flugzeuge. Die sogenannten Doomsday Planes sind für Krisensituationen und extreme Einsätze gebaut. Die fliegenden Kommandozentralen können über 70 Stunden am Stück in der Luft bleiben. Geht der Treibstoff aus, muss die Maschine nicht landen. Sie kann in der Luft betankt werden.
Im Ernstfall ist sie das Büro des US-Präsidenten. Etwa, wenn im Falle eines Atomschlages ein Grossteil der Infrastruktur am Boden zerstört wird. Vom Flugzeug aus kann er das gesamte Waffenarsenal der USA kontrollieren. Interkontinentalraketen können abgefeuert, Atom-Raketen von U-Booten aus abgeschossen werden. Die Maschinen sind mit analogen Navigationssystemen ausgestattet. So können sie von feindlichen Radarsystemen kaum erkannt werden.
Normalerweise begleitet ein Exemplar die «Air Force One» des Präsidenten auf Auslandreisen und wird in der Nähe stationiert. Auch in Kloten sind sie schon gelandet. Und versetzten Schweizer Planespotter in Ektase.
Auftrag der Extraklasse
Aller Superlative zum Trotz: Die vier Boeing E-4B sind in die Jahre gekommen. Kein Wunder, sie wurden in den 70er-Jahren beschafft, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges. Basierend auf dem guten alten Jumbo, der Boeing 747-200B, die ihren Erstflug am 9. Februar 1969 hatte. Ein derart komplexes Flugzeug lässt sich aber nicht einfach so auf einer Flugzeugmesse bestellen.
Dieser Tage wurde klar, wer den Zuschlag für den Nachfolger bekommt. Es ist die Sierra Nevada Corporation, spezialisiert auf Aviatiksysteme. Das Unternehmen ist Vertragspartner des US-Militärs, der Raumfahrtorganisation Nasa und privater Raumfahrtunternehmen. Das Volumen des Auftrags zur Entwicklung und zum Bau: 13 Milliarden Dollar.
Boeing 747-8 als Basis
Das neue Weltuntergangs-Flugzeug bekommt eine Boeing 747-8 als Basis. Produziert wird diese seit zwei Jahren zwar auch nicht mehr – nach 155 Stück war Schluss. Ist aber deutlich moderner als die Boeing E-4B. Und entspricht mit ihren vier Triebwerken den hohen Anforderungen. Ihre Kabine ist mit einem Plus von 440 Quadratmetern deutlich grösser als die der Vorgänger. Und sie hat mit 15'000 Kilometern eine grössere Reichweite als zuvor (11'000 Kilometer). Das neue Doomsday Plane soll bis zu sechs Tage in der Luft bleiben können. Ausgeliefert wird es im besten Fall ab 2030.