Am Donnerstag hat der Bund für weite Teile der Schweiz die Hitze-Warnstufe 3 ausgerufen. Bedeutet: Es besteht erhebliche Gefahr und ein erhebliches Risiko für Kreislaufbeschwerden und körperliches Unwohlsein. Es ist das zweite Mal in diesem Jahr, dass der Bund eine solche Warnung herausgeben muss.
Doch wie kommt eine Hitzewarnung überhaupt zustande? Und wie schütze ich mich jetzt am besten vor der Hitze? Blick hat bei Urs Graf (42), Meteorologe beim Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (Meteo Schweiz) und Linda Studer, Sprecherin des Bundesamts für Bevölkerungsschutz (Babs), nachgefragt.
Welche Voraussetzungen müssen für eine Hitzewarnung erfüllt sein?
Eine Warnung der Stufe 2 wird ausgerufen, wenn der Schwellenwert für ein oder zwei Tage überschritten wird, die Warnung der Stufe 3 erfolgt, wenn der Wert mindestens drei Tage überschritten wird. Ferner muss eine genügend grosse Fläche von der Hitze betroffen sein.
«Der entscheidende Schwellenwert bei einer Hitzewarnung ist die Tagesmitteltemperatur, der Mittelwert aller Temperaturmesswerte von Mitternacht bis Mitternacht eines Tages», erklärt Urs Graf. An den Meteo-Schweiz-Stationen wird die Temperatur automatisch alle zehn Minuten gemessen, pro Tag ergeben sich so 144 Einzelmessungen. Damit Meteo Schweiz eine Hitzewarnung der Stufe 2 oder 3 ausruft, muss die Tagesmitteltemperatur mindestens 25 Grad betragen, für eine Hitzewarnung der Stufe 4 (Grosse Gefahr) muss der Wert für drei oder mehr Tage bei mindestens 27 Grad liegen.
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Warum liegt der Schwellenwert bei 25 Grad?
«Ab dieser Schwelle steigt die Mortalitätsrate, also das Sterberisiko, greifbar an – insbesondere bei vulnerablen Personen. Das haben mehrere Studien gezeigt», erläutert Graf. Um die Tagesmitteltemperatur einfach zu ermitteln, nimmt man den niedrigsten und den höchsten Wert eines Tages, addiert diese und teilt sie durch zwei. Als Beispiel: Der Wert 25 wird erreicht, wenn das Tagesmaximum 30 Grad und das Minimum in der Nacht 20 Grad ist.
Wann wird die Hitzewarnung veröffentlicht?
Einige Tage vor der Hitzewarnung veröffentlicht Meteo Schweiz auf seiner Warnkarte einen Hitze-Ausblick. Dieser wird schraffiert dargestellt. Die eigentliche Hitzewarnung wird ein bis zwei Tage vor der Hitzewelle herausgegeben. Hintergrund: Die Bevölkerung soll genug Zeit haben, sich auf die Hitzewelle vorzubereiten. Wie Graf verrät, steht die Vorlaufzeit bei Meteo Schweiz momentan auf dem Prüfstand. Die Wetterexperten evaluieren derzeit, wie sie ihr Warnsystem weiter verbessern können.
Wie kommen die Hitzewarnungen zu Alertswiss?
Und wie sieht es mit der Alertswiss-Website und -App aus? Linda Studer, Co-Leiterin der Abteilung Ereigniskommunikation beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS), erklärt auf Blick-Anfrage: «Verantwortlich für die Hitzewarnungen ist Meteo Schweiz.» Das Babs stelle den Kantonen die Alertswiss-Website und -App zur Verfügung, diese schalten die Warnungen auf. Auch die Push-Meldungen in der App werden von den Kantonen getätigt.
Welche Hitze-Tipps haben die Experten?
Angesprochen auf mögliche Hitze-Tipps empfiehlt Studer unter anderem, anstrengende Tätigkeiten zu vermeiden, «viel Wasser trinken» und nur «leichtes Essen» zu sich zu nehmen. Graf ergänzt: «Man sollte sich bei Personen, die zur Risikogruppe gehören, immer wieder vergewissern, dass es ihnen gut geht.» Ausserdem sei es ratsam, die Wohnung vor der Hitzeperiode gut durchzulüften, insbesondere nachts und früh morgens, und körperlich anstrengende Tätigkeiten in die kühleren Stunden zu verlegen.