Krimikolumne
Idiot bleibt Idiot

Der Kölner «Tatort» ist wieder mal ein Geiseldrama. Und ungefähr so interessant wie alle Geiseldramen.
Publiziert: 27.03.2022 um 12:30 Uhr
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Gestatten? Daniel Huberty (Stephan Kampwirth), weinerliches Ekel.
Foto: WDR/Bavaria Fiction GmbH/Thomas
Silvia Tschui

Hab ich schon mal gesagt, dass ich Geiseldramen öd finde? Ja, wohl schon hundert Mal, nämlich jedes Mal dann, wenn den «Tatort»-Machern nichts Besseres als ein Geiseldrama einfällt. Diese künstlich inszenierte Möchtegernspannung, die doch immer dasselbe ist – gähn. Hat man ein Geiseldrama gesehen, hat man alle gesehen.

Diesmal müssen sich die Kölner Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk um den durchgeknallten Ex-Lehrer Daniel Huberty (Stephan Kampwirth) kümmern, der «Gerechtigkeit» einfordert und deshalb ein ganzes Rhein-Schiff kidnappt respektive «schiffnappt». Seine Bedingungen: Er will fünf Personen auf dem Schiff haben, die, wie er denkt, seinerzeit sein Leben ruiniert haben. Ansonsten werde er Geiseln erschiessen. Huberty hatte einst eine «Beziehung» zu einer 14-jährigen Schülerin und musste ins Gefängnis. Er will nun eine Aussprache mit all den Menschen erzwingen, die ihn seiner Meinung nach ungerecht behandelt haben – die Staatsanwältin, die ihn angeklagt hat, die Mutter der Schülerin, die ihn angezeigt hat, der Vermieter, der ihm gekündigt hat, etc.

Ein Typ zum Dreinschlagen, der ein Typ zum Dreinschlagen bleibt. Punkt.

Auf die Gefahr hin, hier zu viel zu verraten: Der Typ ist ein weinerlicher, ekliger Idiot. Und wird im Verlauf der Folge stets nur noch weinerlicher und ekliger – was beim Gedanken «Lehrer hat was mit einer 14-Jährigen» aber auch schon von der ersten Minute an klar ist. Hier gibt es keine charakterliche Tiefe, keine interessante Wendung, keine Doppelbödigkeit – dieser «Tatort» traut sich nichts und verschenkt alles. Beim Zuschauer entsteht so nach eineinhalb Stunden doch eine ziemliche Enttäuschung.

Tatort: «Hubertys Rache», SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Zweieinhalb von fünf

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