Krimikolumne
Waffeln, Waffeln, Waffeln

Der Schweizer Tatort setzt diesmal auf Schockelemente. Der Plot ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen – aber die Folge funktioniert irgendwie trotzdem.
Publiziert: 13.03.2022 um 18:12 Uhr
1/7
Für den Abschied inszeniert Kyomi eine grosse Zeremonie. Vielleicht auch aus schlechtem Gewissen?
Foto: ARD Degeto/SRF/Sava Hlavacek
Silvia Tschui

Eins vorneweg: Für Liebhaber eines konventionellen Krimis ist diese Folge nichts. Es wird von der ersten Szene an gruslig und irr, mit einer in Zellophan verpackten Leiche und Menschen, die sich ihre Gesichter und – zarte Seelen sollen jetzt aufhören zu lesen – Augäpfel tätowieren lassen. Dies, um bei einem «Kunstprojekt» der charismatischen, international gefragten Schweizer Künstlerin Kyomi (Sarah Hostettler) mitzumachen und fortan als deren «Objekte» durchs Leben zu wandeln. Kommissarin Ott (Carol Schuler) findet «irgendwie gut, was die macht», und man fragt sich: Hat die jetzt endgültig einen an der Waffel?

Auch für Freunde eines soliden Mordmotivs ist die Folge nichts: Besagtes Motiv ist zwar durchaus vorhanden und nachvollziehbar, die Ausführung jedoch so verquast, dass man sich denkt: Haben die Drehbuchschreiber (Stefanie Veith und Nina Vukovic) jetzt endgültig einen an der Waffel?

Spannung, Dialoge, Kamera – läuft alles

Trotz all dem macht diese Schweizer Folge viel richtig: Die Handlung bleibt bei aller Absurdität einigermassen spannend. Die Dialoge sind für einmal nicht hölzern. Die obligate Gesangseinlage macht an der Stelle, an der sie eingesetzt wird, durchaus Sinn. Die Kameraarbeit (Simon Guy Fässler) und die düstere Stimmung des Ganzen ist richtig gut. Und zu guter Letzt kriegt die snobistische Kunstszene eins vor den Latz, das kann auch nie schaden. Und man fragt sich: Habe ich (Silvia Tschui) jetzt endgültig einen an der Waffel, dass ich diesen absurden Schweizer «Tatort» irgendwie – ich traue es mich kaum zu schreiben – mag?

«Tatort»: «Schattenkinder»; SRF 1, 20.05 Uhr
Wertung: Dreieinhalb von fünf

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