Jetzt will Romy Tschopp zu den Paralympics
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«Ein Gefühl von Freiheit»:Im Alltag ist Romy Tschopp auf den Rollstuhl angewiesen

Para-Snowboarderin verbrachte Jahre im Spital
Jetzt will Romy Tschopp zu den Paralympics

Sie kommt mit offenem Rücken zur Welt. Trotzdem sagt Romy Tschopp: «Ich habe mich nie im Behindertensport gesehen.» Aber jetzt träumt die Baselbieterin von Peking 2022.
Publiziert: 01.03.2021 um 19:31 Uhr
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Aktualisiert: 03.03.2021 um 12:27 Uhr
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Baselbieterin Romy Tschopp: Sie sitzt teilweise im Rollstuhl, kann aber Snowboard fahren!
Foto: BENJAMIN SOLAND
Matthias Dubach

Vom Rollstuhl aufs Snowboard – und mit dem Snowboard an die Paralympics! 2022 in Peking zu starten, ist der grosse Traum von Romy Tschopp (27). Dafür nutzt sie jede Trainingsgelegenheit. Am letzten Wochenende ist sie beim FIS-Rennen in Lenk BE als Vorfahrerin am Start.

Für ihr hohes Ziel, als Para-Snowboarderin in China ein olympisches Abenteuer zu erleben, wirft die Sissacherin sogar ihr unfreiwilliges Lebensmotto über Bord: «Weil es bei mir gesundheitlich jederzeit Rückschläge geben kann, sollte ich mir eigentlich keine Ziele für die Zukunft setzen. Aber die Paralympics sind jetzt für mich nach harten Jahren einfach eine tolle Motivation!»

Unterstützung neben der Piste nötig

Tschopp ist die erste Schweizer Boardercrosserin mit einem offenen Rücken (Spina Bifida) und erst seit diesem Winter in der Nati von Trainer Silvan Hofer dabei, der sich für den Behindertensport-Dachverband PluSport neben der Arbeit im Schnee auch um alles Organisatorische kümmert. Bei Tschopp etwa: Wer trägt ihr Snowboard? Wer hilft ihr aufs Brett? Wer stützt sie beim Laufen durch den Schnee? Wer hilft am Schlepplift? Wo wird ihr Rollstuhl deponiert?

Doch Moment mal. Vom Rollstuhl aufs Snowboard – Tschopp erklärt, wie das überhaupt möglich ist. «Ich habe eine inkomplette Querschnittlähmung. Ich kann laufen – wie ein Pinguin», schildert die Baselbieterin ihr Schicksal bildlich, «den Rollstuhl habe ich erst seit sieben Jahren. Er ist einfach eine Hilfe im Alltag, weil ich meine Kräfte gut einteilen muss.»

«Habe mich nie im Behindertensport gesehen»

Snowboarden geht derart gut, weil ihre Füsse in speziell stabilen Schuhen stecken, die ihre beeinträchtigte Waden-Ansteuerung kompensieren und sie viel mit ihrem starken Rumpf arbeiten kann. Und, weil Tschopp schon ihr Leben lang auf dem Brett steht. In der Kindheit und als Jugendliche tobt sich Romy mit ihrer älteren und jüngeren Schwester sowie dem jüngeren Bruder oft aus. Klettern, Skifahren, Boarden, Wandern. «Ich war immer mit gesunden Leuten aktiv, habe mich nie im Behindertensport gesehen», sagt Tschopp.

Doch dann kommen in den letzten zehn Jahren immer wieder schwere gesundheitliche Rückschläge dazu. Sie hat mehrere Operationen am Rücken, liegt immer wieder im Spital.

Hochzeit während Reha-Phase

Aber es fällt beim BLICK-Besuch im PluSport-Trainingscamp schwer, sich die Frohnatur leidend in einem Spitalbett vorzustellen. «Ich habe addiert schon fast vier Jahre im Spital und in der Reha verbracht. Ich musste lernen zu akzeptieren, dass mein Körper nicht nach jedem Rückschlag wieder aufs alte Leistungsniveau kommt», sagt Tschopp, die 2018 während der Reha sogar heiratet.

Ihr Mann ist es dann, der sie zu einem ersten Versuch im aufkommenden Para-Snowboard motiviert. Ein Volltreffer. Jetzt fährt Romy sogar Richtung Paralympics: «Das Boarden gibt mir ein extremes Gefühl von Freiheit, weil ich sonst im Leben oft auf Hilfe angewiesen bin, auf dem Brett aber selber das Tempo und die Richtung bestimmen kann.»

Ob Tschopp die Peking-Quali schafft? BLICK bleibt dran und berichtet in regelmässigen Abständen über die Para-Snowboarderin.

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