Auf einen Blick
- Iouri Podladtchikov klassiert sich bei seinem Comeback in Laax auf Rang 17
- Der Snowboard-Olympiasieger plant nicht mit der WM in St. Moritz
- Aktuell trainiert der Schweizer in Laax ein Nachwuchstalent
Wenige Minuten vor seinem grossen Auftritt verlässt Iouri Podladtchikov (36) den Startbereich. «Es kommen noch zehn Athleten, dann bist du dran», ruft ihm ein Betreuer zu. Der Olympiasieger läuft unerkannt an den rund 30 Zuschauern vorbei, schnallt das Snowboard an seinen Füssen fest und fährt los.
Die acht Sprünge in der Mini-Halfpipe steht Podladtchikov problemlos. Das Gefühl stimmt. Die Anspannung steigt. Dass dieser Freitag ein besonderer ist, hat Podladtchikov schon am Morgen gespürt. «Ich bin sehr früh aufgewacht», wird der Schweizer später sagen.
Er kämpfte mit der Nervosität. «Sie war höher, als ich mir das gewünscht hätte.» Fünf Jahre nach seinem letzten Wettkampf feierte Podladtchikov in Laax GR sein Comeback. Um 12.18 Uhr kündigte ihn der Speaker lautstark an. «Podladtchikov is back, baby!», schallte es aus den Lautsprechern.
Musik von britischer Band pusht Podladtchikov
Ein paar Dutzend Leute applaudieren. Die Mehrheit kurvt wenige Meter daneben unbeirrt in Richtung Tal. Auf den Tribünen am Rand der 6,90 Meter hohen und 200 Meter langen Halfpipe klaffen grosse Lücken. Der Speaker fordert vergeblich mehr Lärm.
Podladtchikov bekommt von all dem nichts mit. In seinen Ohren ertönt ein Song der britischen Band Depeche Mode. Dieser begleitet ihn durch seinen Comeback-Lauf. Dabei scheint der Rhythmus bereits wieder zu passen. Podladtchikov landet alle Sprünge – Platz neun nach dem ersten Durchgang. «Der kann es noch immer», stellt ein Zuschauer fest.
Teamkollege mit grossem Lob
Um sich für das Finale zu qualifizieren, müsste der ehemalige Halfpipe-König noch drei Ränge gut machen. Podladtchikov steigert sich, verpasst die Sensation jedoch um einen Punkt. «Ich bin sehr zufrieden», gibt der drittbeste Schweizer danach zu Protokoll und ergänzt: «Da ich in den letzten zwei Wochen alles probiert habe, muss ich mir nichts vorwerfen.»
Ein besonderes Lob erhält er von seinem verletzten Teamkollegen Jan Scherrer (30). Dieser hat seine Läufe ganz genau beobachtet und schwärmt: «Iouri sprang noch besser als erwartet. Seine Tricks waren sehr sauber.» Mit diesem Auftritt lieferte Podladtchikov den Beweis, dass er noch immer zur erweiterten Weltspitze gehört.
Was ihm einige nicht mehr zutrauten. Seine Comeback-Ankündigung sorgte für grosse Diskussionen innerhalb der Snowboard-Szene. Die bekam auch Podladtchikov mit. «Die einen fanden es gut, die anderen nicht», sagt er nüchtern.
Ehrenrunde zielt auf Olympia ab
Nach der ersten Analyse richtet er seinen Blick in die Zukunft. «Die WM in St. Moritz ist für mich kein Ziel.» Um die Selektionskriterien des Verbandes zu erfüllen, müsste er an die nächsten Weltcup-Stationen nach Nordamerika reisen.
Das kommt für Podladtchikov nicht infrage. «Ich bleibe hier in Laax. Zurzeit trainiere ich ein ambitioniertes 12-jähriges Mädchen.» Zudem müsse er noch weitere Tricks lernen. Die «Ehrenrunde», wie er sein Comeback gerne nennt, ist ganz auf die Olympischen Spiele 2026 in Italien ausgerichtet. Der Start auf dem Weg dorthin ist geglückt.