Lukas Britschgi ringt nach Worten, die beschreiben sollen, was er gerade fühlt. «Überwältigend» sei es, «unecht», «kaum zu glauben»: Er fühle sich «wie in Trance», meint der 24-jährige Schaffhauser lachend. So richtig realisiert hat er seinen EM-Coup auch einen Tag danach noch immer nicht. Am Freitag holte er dank der zweitbesten Kür aller Finalisten im finnischen Espoo die Bronzemedaille an den Eiskunstlauf-Europameisterschaften.
Es ist der erste EM-Podestplatz seit zwölf Jahren für die Schweiz. 2011 hatte Sarah van Berkel (ehemals Meier) in Bern Gold gewonnen. Jetzt legt endlich ein nächstes Talent nach.
Für Britschgi, der 2022 an den Olympischen Spielen Platz 23 belegte, ist es das beste Karriereergebnis bislang. Und eine faustdicke Überraschung. Denn dass er in Finnland überhaupt an den Start gehen konnte, war lange nicht sicher. Ende November warf ihn ein Verkehrsunfall deutlich zurück, als er mit dem Velo auf gefrorener Strasse ausrutschte und er sich das Schlüsselbein brach.
Ziel war Top-10-Platz
Erst nach Weihnachten begann Britschgi wieder richtig mit den Trainingseinheiten. Und das Ziel für die EM war eigentlich ein Top-10-Platz, wie er verrät: «Ich wusste, dass ich trotz des Unfalls ganz okay in Form bin. Aber gleich so gut?! Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll.»
Mit seiner Medaille tritt Britschgi auch in die Fussstapfen seines grossen Idols und Mentors Stéphane Lambiel (37), der 2006, 2008 und 2010 jeweils EM-Silber holte. «Es ehrt mich sehr, der nächste erfolgreiche Mann zu sein. Doch Lambiel ist für mich immer noch eine ganz andere Liga», sagt Britschgi und verweist auf Olympia-Silber, zweimal WM-Gold und einmal WM-Bronze des 2010 zurückgetretenen Ausnahme-Eiskunstläufers.
Doch dann fügt Britschgi, der Ende März auch an der WM in Japan angreifen möchte, noch schmunzelnd an: «Mein Ziel ist es, mich ihm zu nähern. Und: Solche Überraschungen wie hier in Finnland nehme ich ab sofort natürlich gerne.»