Nach ihr ist die berühmte Biellmann-Pirouette benannt – und sie war die erste Frau weltweit, die den Lutz dreifach springen konnte. EM-Silber mit bloss 14 Jahren, Kür-Olympiasiegerin, Europameisterin, Weltmeisterin, Schweizer Sportlerin des Jahrhunderts, Geehrte in der World Figure Skating Hall of Fame, Weltstar auf Show-Touren (u.a. «Holiday on Ice», «Art on Ice») und im Fernsehen. Denise Biellmanns Palmarès liest sich so schwindelerregend wie ihre glanzvollen Auftritte auf dem Eis waren.
Blick hat vor der Buch-Veröffentlichung einen Blick in ihre Biografie geworfen. Eine Auswahl an Anekdoten und Schilderungen.
Die Rebellin Biellmann
Blutjung, aber bereits ein Weltstar. Durch ihre frühen Erfolge rauschte Denise Biellmann ruckzuck ins Rampenlicht. Blick berichtete bald einmal täglich über die junge Zürcherin, die in ihrer Sportart alle verzückte. Biellmann betont in ihrem Buch, auf ihr massgeschneidertes Kondi-Programm immer bestanden zu haben (in abgeänderter Form bis heute), gleichwohl habe sie sich immer wieder Freiheiten erlaubt. Nächtliche Ausflüge mit dem Töffli und ihrer Clique in die Disco. Später kleinere Eskapaden, wie während Olympia 1980 in Lake Placid, als sie mit Eisschnellläuferin Silvia Brunner auf einem Schneetöff über den gefrorenen See bretterte. «Das machte ich gern: ausbrechen, etwas tun, das nicht konform ist. Wenn es niemand weiss – umso besser.»
Auch an der WM in Wien zog sie ihr Ding durch, indem sie statt des Outfits ihres Sponsors die Jacke einer Konkurrenzfirma trug. In Lake Placid war es ein Pulli, den die Mutter einer Freundin gestrickt hatte. Olympia-Kleidung? War ihr «zu prahlerisch». Pikierter Verband hin oder her: «Mich hat das einfach nicht interessiert.»
Kurzum: Biellmann hatte gesagt und gemacht, was sie wollte. Ohne ganz grosse Ausrutscher. Und immer im Wissen, dass der Erfolg und ihre Popularität ihr den Rücken stärkten. Einmal, nach einer Fernsehshow, bei der sie zur Musik von Abba tanzte, landete sie auf einer privaten Pool-Party: «Ich habe mit grossen Augen zugeschaut, wie die Sänger von Abba und Boney M. ins Wasser sprangen und sich amüsierten. (…) Ich war völlig fasziniert.» Ein andermal überraschte die junge Biellmann in Las Vegas auf dem Backstage-Klo einen weltbekannten Boygroup-Sänger, als dieser gerade auf der Brille sitzend sein Geschäft verrichtete. Den Namen des Stars? Verrät sie nicht …
Das Buch erscheint über den Cameo Verlag am 17. Oktober 2022 – und damit kurz vor dem 60. Geburtstag von Denise Biellmann.
Das Buch erscheint über den Cameo Verlag am 17. Oktober 2022 – und damit kurz vor dem 60. Geburtstag von Denise Biellmann.
Tattoos und Todesangst
Heute zieren Biellmanns Körper zahlreiche Tattoos. Die Eiskunstlauf-Ikone bezeichnet sich selbst gar als süchtig danach. Was sie in ihrem Buch aber enthüllt: Die Kirschblüten auf ihrem Arm haben einen dramatischen Hintergrund. Biellmann erzählt von wiederholt festgestellten Veränderungen im Brustgewebe.
Ultraschall, Eingriff, Laboruntersuchung. Und: Die gute Nachricht, dass jedes Mal nichts Bösartiges gefunden wurde. «Das hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen. (…) Solche Zellveränderungen führen in den meisten Fällen zu Brustkrebs. Zum Glück gehöre ich zu den vier Prozent Frauen, bei denen sie gutartig sind.» Seither hätten sich keine weiteren Knoten mehr gebildet. Aus Erleichterung habe sie sich damals aber den ganzen Arm «erblühen» lassen. Heute engagiert sie sich zudem in der Brustkrebs-Organisation «Pink Ribbon».
Mit Udo Jürgens im Zirkus Knie
Angefangen hatte alles mit einem Papier mit elegantem Briefkopf und lobenden Zeilen, geendet hat es in heissen Gerüchten um eine Affäre. Nach Lake Placid 1980 outete sich Udo Jürgens als grosser Fan, er gratulierte der frischgebackenen Kür-Olympiasiegerin – und lud sie kurzerhand in den Zirkus Knie ein. Als der damals 45-jährige Entertainer auf dem Zürcher Sechseläutenplatz die Hand der 17-jährigen, vielzitierten «Eisprinzessin» hielt, brodelte es in der Gerüchteküche umso mehr. Auch später wurde Biellmann immer wieder zu Konzerten von Jürgens eingeladen. Doch an all den Spekulationen sei nichts dran gewesen, sagt sie heute: «Uns verband über viele Jahre eine Freundschaft, nicht mehr, obwohl ich noch heute in Deutschland manchmal als eine seiner Ex-Freundinnen bezeichnet werde.» Biellmann ist seit über 40 Jahren, mit einem Jahr Unterbruch, mit dem Briten Colin Dawson zusammen. Die beiden liessen sich zwischenzeitlich scheiden, wurden danach aber wieder ein Paar.
Aufdringliche Verehrer
Sie hätte locker einen Plüschwaren-Basar eröffnen können, so viel Stoffiges flog bei Biellmanns Auftritten jeweils aufs Eis. Auch die Fanpost stapelte sich in ihrem Zuhause in Zürich – mit bis zu 900 Briefen am Tag («der arme Pöstler»). Biellmann beschreibt den Hype um ihre Person während ihrer Blütezeit als «total verrückt».
Immer wieder wurden aber auch klare rote Linien überschritten. Etwa, als plötzlich wildfremde Männer vor der Haustüre standen, weshalb auch die Polizei mehrmals eingeschaltet wurde. Und ein Verehrer habe sich als besonders aufdringlich erwiesen: «Ein liebestoller Amerikaner schrieb mir täglich mehrere Expressbriefe.» Bis zu 20 Stück. Noch heute würde sich der Mann regelmässig melden – und seine Nachrichten mit «Your fiance» («Dein Verlobter») beenden.
Grosse Trauer um Vater und Schwester
Biellmann führt bis heute ein sehr enges Verhältnis mit ihrer Familie. Insbesondere zu ihrer Mutter, die sie jahrelang fast überall hin auf der Welt begleitete. Aber auch ihr Vater und die Schwester beschreibt sie als grosse Unterstützer. Für den Verlust ihres Papas, der starb, als Biellmann 42 Jahre war, habe sie «lange gebraucht, um ihn zu verarbeiten».
Doch den Tod ihrer krebskranken Schwester Silvia (†56) bezeichnet sie als «härtesten Schicksalsschlag» in ihrem Leben: «Als ich die Nachricht vernahm, hatte ich das Gefühl, ersticken zu müssen. (…) Colin hielt irgendwo am Strassenrand an. Ich verliess den Wagen fluchtartig und schrie meinen Schmerz in die Dunkelheit hinaus.» Das war am 23. Dezember 2015. Noch heute falle es ihr schwer, darüber zu reden.
Der TV-Skandal in den 80ern
«Ungläubige Denise» war einer der Schlagzeilen Anfang der 80er-Jahre, die dazu führte, dass sich Biellmann eine Zeit lang kaum mehr aus dem Haus traute. Der Auslöser: Ein verkürzter Satz, der zur besten Sendezeit im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wurde. Für den Film «Ein amerikanischer Traum» hatte sie erzählt: «Ich glaube nicht an Gott, aber an eine höhere Macht.» Im TV lief dann aber bloss der erste Teil der Aussage, was zu jener Zeit einen Riesenskandal – heute wäre es ein Shitstorm – auslöste. «Fremde Leute brachten bei uns zu Hause Bibeln vorbei. (…) Das Telefon klingelte ständig.» Ihre Eltern seien von Gläubigen der falschen Erziehung bezichtigt worden. Biellmann sagt: «Wenn man mir die Frage heute stellen würde, würde ich das Ganze etwas anders formulieren.»