«Wenn es sich finanziell nicht lohnt, sollte zumindest das Feuer für den Bobsport brennen. Dieses Feuer brennt bei mir leider nicht mehr!» Mit diesen Worten verabschiedet sich Michael Kuonen (30) aus dem Eiskanal.
Der Bob-Pilot aus dem Wallis tritt überraschend zurück und hinterlässt im Schweizer Aufgebot eine empfindliche Lücke. Denn Kuonen galt als härtester interner Rivale unserer Olympia-Piloten Michael Vogt (24) und Simon Friedli (30). Da die Schweiz nächsten Winter wieder einen dritten Weltcup-Startplatz inne hat, wäre dieser wohl an Kuonen gegangen.
Doch genau dieser Status als dritte Kraft ist einer der Faktoren, die ihn zum Rücktritt bewegt haben. Denn der Mann aus Baltschieder VS wollte in Peking 2022 olympisch starten, sah sich aber schon letzten Sommer aller Quali-Chancen beraubt, weil der Verband auf ein internes Selektionsrennen um die zwei Weltcup-Startplätze verzichtete.
In den Europacup verbannt
Kuonen wurde 2021 Europacup-Gesamtsieger und sagt jetzt: «Ich war sehr zuversichtlich für die Olympia-Quali. Aber dann wurden wir vom Verband ohne Selektionsrennen fix für den Europacup eingeteilt. Dieser von mir nicht nachvollziehbare Entscheid hat mir damals ziemlich den Wind aus den Segeln genommen.»
Die Weltcup-Startplätze und folglich später auch die Olympia-Tickets gingen an Vogt und Friedli, die wie Kuonen ab 2018 Teil des totalen Schweizer Neuaufbaus mit lauter jungen Piloten waren. Nun steigt einer aus diesem langfristig angelegten Projekt schon wieder aus. Aber es seien nicht nur fragwürdige Verbandsentscheidungen gewesen, die ihn zum Abgang bewegt hätten, versichert Kuonen gegenüber Blick.
Das Saison-Budget von rund 100´000 Franken hat der Walliser dank Sponsoren jeweils stemmen können. «Aber ich habe die letzten acht Jahre finanziell immer von der Hand in den Mund gelebt. Als Junger ist das kein Problem. Aber nun bin ich 30. Während im Kollegenkreis schon Häuser gebaut werden, konnte ich mich noch nicht mal um eine Altersvorsorge kümmern.»
So reifte bei Kuonen der Entscheid: Aufhören und ab Sommer in Zürich bei Sponsor OBT eine Vollzeitstelle antreten. Auch die Aussicht auf die Heim-WM 2023 in St. Moritz und den dritten Weltcup-Startplatz bewirkten kein Umdenken mehr. Denn da der Weltcup nach der Corona-Pause wieder in Nordamerika Halt macht, wo er noch nie gefahren ist, wäre die sportliche Aufgabe kompliziert geworden. Und Kuonen sagt auch: «Ich wollte auch nicht wieder in die Lage kommen, dass der Verband eine Entscheidung trifft, die alle meine Bemühungen zunichte macht.»