Erst vor zwei Jahren hat er erstmals in einem Bob Platz genommen. Und jetzt ist Michael Vogt (20) schon im Weltcup unterwegs! «Im ersten Moment war ich schon baff, wie schnell das ging», sagt er. Der Schwyzer gibt dieses Wochenende in Sigulda (Lettland) mit Bremser Alain Knuser (24) seine Zweierbob-Premiere, eine Woche darauf folgt die Weltcup-Feuertaufe im Viererbob.
Das Verrückte: Vogt ist zumindest in der ersten Saisonhälfte der einzige Vertreter der einst stolzen Bob-Nation Schweiz mit ihren 31 Olympia-Medaillen. Nach den Rücktritten der Routiniers Clemens Bracher (31), Beat Hefti (40) und Rico Peter (35) beginnt die Saison erstmals überhaupt ohne Schweizer Pilot mit Weltcup-Erfahrung. «Aber wir beginnen nicht bei Null, weil wir intensiv im Nachwuchs gearbeitet haben», sagt Verbandsboss Jürg Möckli.
Trotzdem warten magere Jahre im Eiskanal. Podestplätze in diesem Winter wären ein Wunder, selbst Top-Ten-Ränge sind wohl ausser Reichweite. Aktuell darf sowieso nur Vogt im Weltcup starten, weil er als einziger Schweizer die Auflage von fünf Rennen auf drei verschiedenen Bahnen vorweisen kann.
Die schwierigste Bob-Saison aller Zeiten
Vogt wird von Ex-Weltmeister Ivo Rüegg unterstützt und sagt: «Vorerst ist das Ziel, sich jeweils für den zweiten Lauf zu qualifizieren und am Start gute Zeiten hinzulegen. Ich mache mir keinen Druck. Das eigentliche Ziel ist Olympia 2022, auch wenn wir nun früher Weltcup fahren als gedacht.» Das Vogt-Team hat sich im November mit Trainings in Oberhof, Königssee und Nordamerika-Cup-Rennen in Whistler, Park City und Lake Placid auf das Debüt vorbereitet.
Läuft alles wie von Nachwuchschef Christoph Langen geplant, wird Mitte Saison dann der zweite Schweizer Weltcup-Platz besetzt. Hinter Vogt lauern mit Michael Kuonen (27), Yann Moulinier (25) und Simon Friedli (27) drei Piloten, die im Gegensatz zu Vogt bisher Anschieber waren; Kuonen im Team von Bracher der beste der Schweiz. Jetzt hat er mit seinem eigenen Team im Wallis eine kleine Bob-Euphorie ausgelöst. «Wenn wir alle Europacup-Rennen bestreiten, könnten wir im Januar Weltcup fahren», sagt Kuonen, «aber die anderen jungen Schweizer sind harte Konkurrenz.»
Es ist die schwierigste Bob-Saison aller Zeiten. Erst Peking 2022 wird zeigen, ob der mutige Verbandskurs mit den Lehrlingen aufgegangen ist!