Simona De Silvestro (35) ist eine der schnellsten Frauen der Welt, sie gab schon im Formel-1-Boliden von Sauber Gas und fuhr bereits sechs Mal mit 380 km/h beim berühmt-berüchtigten 500-Meilen-Rennen von Indianapolis mit.
Doch die Rennfahrerin verfolgt neben ihrer Autokarriere einen ganz grossen Traum. De Silvestro will an den Olympischen Spielen starten. Und zwar im Bob. Seit zwei Jahren trainiert und übt sie an den Steuerseilen, auch eine SM-Teilnahme war schon dabei.
Die schnelle PS-Frau nimmt es mit ihrem verrückten Sportprojekt sehr ernst. De Silvestro gibt Ende November in Lillehammer ihr Debüt im Europacup. Aber nicht als Schweizerin – sie wechselt für ihren grossen Olympia-Traum die Nation und rast nun als Italienerin den Eiskanal runter.
Besseres Setting und bessere Quali-Chancen in Italien
«Ab diesem Winter geht es langsam aber sicher um die Wurst, was die Quali für die Spiele 2026 angeht», sagt De Silvestro zu Blick. «Da ich meine Ziele erreichen will, habe ich im Sommer eine nüchterne Auslegeordnung gemacht. Es stellte sich heraus, dass der italienische Verband anders aufgestellt ist als derjenige in der Schweiz. Swiss Sliding hat mir bisher viel geholfen, aber nun kommt Italien meinen Bedürfnissen besser entgegen.»
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Trotz des Schweizer Verbandes Swiss Sliding sind die Bob-Piloten traditionell ziemlich autonom unterwegs und organisieren vieles selbst. In Italien ist Bob hingegen unter dem Dach der FISI, dem Verband für Wintersportarten, angesiedelt. Als neues A-Kadermitglied in Italien bekommt De Silvestro zum Beispiel ein passendes Sprinttraining und Anschieberinnen gestellt. Das hätte sie in der Schweiz selbständig organisieren müssen.
Im Zweier-Bob erhofft sie sich bessere Startzeiten durch eine starke italienische Anschieberin. «Ohne Leichtathletik-Vergangenheit und in meinem Alter werde ich nicht mehr zur Sprintrakete», sagt die Zürcherin und schmunzelt.
De Silvestro fuhr schon als Italienerin Kartrennen
Der Nationenwechsel ist auch Taktik. In der Schweiz ist es unwahrscheinlich, dass der zweite Olympia-Platz neben der praktisch gesetzten Melanie Hasler (25) an eine Quereinsteigerin geht. In Italien ist hingegen hinter der WM-15. Giada Andreutti (28) alles offen.
Für De Silvestro ist es eine Rückkehr zu ihren Wurzeln. Die Familie ihres Vaters stammt aus Italien, sie spricht die Sprache gut, und schon zu Beginn ihrer Motorsportkarriere ist sie jahrelang in Italien Kart gefahren. Als Italienerin. Die kommenden Auftritte im Bob-Europacup werden nun zeigen, ob die PS-Frau tatsächlich weiter von einer Olympia-Selektion träumen darf.