Die schnellste Schweizerin ist zurück beim ältesten und berühmtesten Autorennen der Welt! Simona De Silvestro (32) startet nächsten Sonntag beim legendären Indy 500, der irren Highspeed-Schlacht im berühmt-berüchtigten Nudeltopf in Indianapolis.
Es ist De Silvestros Rückkehr zu ihren Wurzeln. Die Schweizer PS-Lady ging schon als Teenager nach Amerika, wo sie den Aufstieg in die Indycar-Serie schaffte und jahrelang in der «Formel 1 der USA» mitfuhr. Im Indy-Oval erlebte sie alles. Das Highlight als «Rookie of the Year» 2010 oder den Horror-Crash mit brennendem Auto 2011.
Vor sechs Jahren startet sie letztmals beim 500-Meilen-Klassiker, danach fährt sie Formel-1-Tests bei Sauber, in der Formel E und Tourenwagen in Australien. «Indy war immer in meinem Herzen. Ich bin überglücklich, dass ich nun die Gelegenheit zur Rückkehr bekommen habe», sagt Simona zu SonntagsBlick.
Aber ihr sechster Start im Indy-Speedway ist mehr als das USA-Comeback der Schweizerin. De Silvestro startet im Namen der Gleichberechtigung. Der neue Rennstall von Teamchefin Beth Paretta ist die Speerspitze einer grossen Kampagne für mehr Frauen im Indycar-Fahrerlager.
Unterstützung von lebender Legende
Das Gleichberechtigungs-Projekt wird von den Indy-Promotoren unterstützt und hat Gewicht – denn es wird auch massgeblich von US-Motorsport-Ikone Roger Penske (84) mitgetragen. De Silvestros Team bekommt von Penskes legendärem Rennstall technische Unterstützung. Das ist eine Art Ritterschlag: In einem von Penske betreuten Auto zu sitzen, heisst, in einem schnellen Auto zu sitzen.
Nach den ersten Tests schwärmt die schnelle Schweizerin: «Im Rennsport ist es immer schwierig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Für eine Frau noch etwas schwieriger. Ich habe jahrelang für eine solche Chance in einem Topteam gekämpft. Jetzt bekomme ich sie.»
Zwar wollte De Silvestro nie die Quotenfrau sein, berief sich nie auf ihre Weiblichkeit und sagte in ihrer Karriere stets, dass es egal sei, ob unter dem Helm ein Mann oder eine Frau steckt. Doch nun ist sie beim Indy 500 als einzige Pilotin doch das Aushängeschild einer Frauen-Kampagne. «Ja, ein wenig bin ich das», sagt sie, «doch je älter du wirst, desto mehr merkst du, was du ändern kannst.»
Frauen ja – wenn die Leistung stimmt
Was De Silvestro damit meint: Sie behauptet sich seit vielen Jahren im Macho-Metier Rennsport und ist damit automatisch in eine Vorbildrolle gerückt. Sie zeigt, dass eine Frau richtig Gas geben kann, wenn man sie denn lässt. De Silvestro: «Das ist als Frau generell in jedem Job so. Du musst mehr als ein Mann beweisen, dass du es kannst.»
Den Frauen eine Chance geben – darum dreht sich alles im Rennstall von Teamchefin Paretta. Die Mechaniker- und Ingenieurs-Posten stehen bewusst auch Frauen offen. Doch wie sich De Silvestro im Cockpit bei 380 km/h gegen die Männer behaupten muss, soll auch bei der Crew Leistung zählen.
Mehr zu Simona De Silvestro
Nur wenn sie schnell genug sind, wechseln Frauen statt Männer beim Boxenstopp die Räder. «Hauptsache, es geht schnell», sagt Simona und ergänzt: «Was zählt, dass Frauen überhaupt die Chance dazu bekommen. Es gibt viele Frauen, denen ein Job im Rennsport Spass machen würde. Aber man muss ihnen die Gelegenheit bieten, reinzukommen. Das war bei mir auch so. Es war mir wurst, dass ich ein Mädchen war, ich wollte einfach Rennen fahren.»
Erst eine Frau auf dem Indy-Podest
Das kleine Mädchen von damals steckt auch heute noch in De Silvestro. Hauptsache, fahrbarer Untersatz! Als sie beim SonntagsBlick-Fotoshooting in Zürich ein Elektro-Trottinett entdeckt, schnappt sich die PS-Lady kurzerhand das Gefährt – und düst in ihrem Indycar-Rennoutfit rasant am Seeufer entlang.
Denselben Rennanzug trägt sie nun am Sonntag in Indy. Steigt De Silvestro damit gar als erst zweite Frau der 105-jährigen Indy-500-Geschichte aufs Podest? «Wenn alles passt, kann man vorne dabei sein. Aber in Indy braucht es auch immer Glück!»
Es ist die grösste Eintages-Sportveranstaltung der Welt. Die 500 Meilen von Indianapolis, kurz «Indy 500», sind ein Event der Superlative. Sogar jetzt in der Pandemie. Beim Rennen nächsten Sonntag (Start: 18.45 Uhr MEZ) werden 40 Prozent der Kapazität genutzt: Das sind rund 135'000 Fans (!) mit Masken, wo sonst 350'000 Zuschauer sitzen.
Das Konzept beim ältesten Autorennen der Welt ist bei der 105. Austragung dasselbe wie bei der Premiere 1911: 200 Runden auf dem Oval mit seinen vier Steilwandkurven.
Tote gibts seit 1911 Dutzende, der letzte tödliche Zwischenfall ist aber bereits 25 Jahre her. Gefürchtet ist das Tempo-Gebolze mit 380 km/h aber auch heute noch: Ex-Formel-1-Pilot Romain Grosjean startet neu zwar in der Indycar-Meisterschaft, verzichtet aber wegen der Gefahr auf den Indy-Start und fährt lediglich die Rennen auf Stadt- und Rundstrecken.
In der Indy-Geschichte startet neben De Silvestro nur noch ein weiterer Schweizer: 1977 Clay Regazzoni. Die F1-Legende crasht zweimal im Training, im Rennen scheidet er aus.
Das Indy-Spektakel findet immer am letzten Mai-Sonntag statt. Der Grund: Der Montag danach ist der Memorial Day, ein Feiertag. So kann das Rennen um einen Tag verschoben werden: Bei Regen wird nicht gefahren. Viel zu gefährlich!
Und übrigens: Aus dem legendären «Gentlemen, start your engines!» ist mittlerweile das gendergerechte «Drivers, start your engines!» geworden.
Es ist die grösste Eintages-Sportveranstaltung der Welt. Die 500 Meilen von Indianapolis, kurz «Indy 500», sind ein Event der Superlative. Sogar jetzt in der Pandemie. Beim Rennen nächsten Sonntag (Start: 18.45 Uhr MEZ) werden 40 Prozent der Kapazität genutzt: Das sind rund 135'000 Fans (!) mit Masken, wo sonst 350'000 Zuschauer sitzen.
Das Konzept beim ältesten Autorennen der Welt ist bei der 105. Austragung dasselbe wie bei der Premiere 1911: 200 Runden auf dem Oval mit seinen vier Steilwandkurven.
Tote gibts seit 1911 Dutzende, der letzte tödliche Zwischenfall ist aber bereits 25 Jahre her. Gefürchtet ist das Tempo-Gebolze mit 380 km/h aber auch heute noch: Ex-Formel-1-Pilot Romain Grosjean startet neu zwar in der Indycar-Meisterschaft, verzichtet aber wegen der Gefahr auf den Indy-Start und fährt lediglich die Rennen auf Stadt- und Rundstrecken.
In der Indy-Geschichte startet neben De Silvestro nur noch ein weiterer Schweizer: 1977 Clay Regazzoni. Die F1-Legende crasht zweimal im Training, im Rennen scheidet er aus.
Das Indy-Spektakel findet immer am letzten Mai-Sonntag statt. Der Grund: Der Montag danach ist der Memorial Day, ein Feiertag. So kann das Rennen um einen Tag verschoben werden: Bei Regen wird nicht gefahren. Viel zu gefährlich!
Und übrigens: Aus dem legendären «Gentlemen, start your engines!» ist mittlerweile das gendergerechte «Drivers, start your engines!» geworden.
Die Rennfahrerin kommt 1988 in Thun auf die Welt. Kurz darauf übernimmt ihr Vater in Nyon VD eine Garage, De Silvestro wächst in Mont-sur-Rolle VD auf. Schon als Kind sitzt Simona im Kart. Als Teenager bricht sie die Schule ab und wechselt auch dank der Unterstützung von Mäzen Fredy Lienhard in die USA, wo sie im Nachwuchs-Sport und vier Saisons in der Indycar-Serie fährt. Highlight: Platz 2 in Houston. Bei Sauber testet sie mehrmals einen F1-Boliden, aber weil ihre US-Sponsoren nicht bezahlen, wird die Übung vorzeitig abgebrochen. Nach einer Saison in der Formel E fährt die Schweizerin drei Jahre in Australien Tourenwagen-Rennen. Seit Ende 2019 lebt sie in Küsnacht ZH und wird als Formel-E-Simulator- und Langstrecken-Pilotin bei Porsche als erste Frau Werksfahrerin. Für das Indy-500-Abenteuer bekommt sie von Porsche die Freigabe.
Die Rennfahrerin kommt 1988 in Thun auf die Welt. Kurz darauf übernimmt ihr Vater in Nyon VD eine Garage, De Silvestro wächst in Mont-sur-Rolle VD auf. Schon als Kind sitzt Simona im Kart. Als Teenager bricht sie die Schule ab und wechselt auch dank der Unterstützung von Mäzen Fredy Lienhard in die USA, wo sie im Nachwuchs-Sport und vier Saisons in der Indycar-Serie fährt. Highlight: Platz 2 in Houston. Bei Sauber testet sie mehrmals einen F1-Boliden, aber weil ihre US-Sponsoren nicht bezahlen, wird die Übung vorzeitig abgebrochen. Nach einer Saison in der Formel E fährt die Schweizerin drei Jahre in Australien Tourenwagen-Rennen. Seit Ende 2019 lebt sie in Küsnacht ZH und wird als Formel-E-Simulator- und Langstrecken-Pilotin bei Porsche als erste Frau Werksfahrerin. Für das Indy-500-Abenteuer bekommt sie von Porsche die Freigabe.