Willkommen in der Formel 1 der 90er-Jahre. Willkommen in einer Macho-Welt. Mit fahrenden Schürzenjägern wie Eddie Irvine. Und mit testosteron-gesteuerten Teamchefs wie Flavio Briatore. Die Frauen damals? Die durften nur in ihrer Funktion als Grid-Girls leicht bekleidet die Startaufstellung verschönern.
Ab 1993 auch in diesem Zirkus am Start: der Sauber-Rennstall. Mit dem biederen, introvertierten Teamchef Peter Sauber und – Trommelwirbel – einer Frau als Teammanagerin!
Carmen Ziegler heisst die Frau, die beim Formel-1-Einstieg von Sauber eine wichtige Rolle inne hatte. Sie war damals im 44. Jahr der Formel 1 die erste Teammanagerin überhaupt. Heute, über 27 Jahre später, spricht sie mit BLICK über diese Pionierzeit. Auch wenn sie dies eigentlich nur ungern tut, «da ich es eigentlich nicht mag, in der Öffentlichkeit zu stehen».
Sauber-Serie zum 500. GP
Dass es die damals 33-Jährige in die Formel 1 verschlug, verdankte sie ihrem Job bei Mercedes Motorsport. Sauber hatte in der Sportwagen-WM erfolgreich mit den Deutschen zusammengearbeitet. Sauber und Ziegler lernten sich so kennen. Im Mai 1992 fing sie schliesslich beim Schweizer Rennstall an und half mit, das Abenteuer Formel 1 vorzubereiten. «Ich gebe es ganz ehrlich zu: Ich hatte zu dem Zeitpunkt keine Ahnung von der Formel 1 und hatte auch kein Benzin im Blut. Doch das änderte sich innert kürzester Zeit. Mich hat der Job sofort fasziniert.»
Meetings mit Bernie Ecclestone
Um für 1993 bereit zu sein, reiste die Deutsche die Saison zuvor an viele Rennen. «Ich schlich quasi durch die Boxengasse, um mir alles anzuschauen», sagt sie heute lachend. Und ja, es gab zu Beginn schon die einen oder anderen Vorurteile ihr als Frau gegenüber. «Manche haben mich angeguckt, als ob ich vom Mond kommen würde. Damals gab es Frauen halt bloss in der Startaufstellung zu sehen. Doch spätestens nach einem halben Jahr wurde ich nicht mehr belächelt.»
Auch beim ersten Formel-1-GP für Sauber im südafrikanischen Kyalami 1993 sei sie von den Offiziellen unterstützt worden. Nach der erfolgreichen Premiere (2 WM-Punkte für JJ Lehto) fiel ihr ein Stein vom Herzen. «Heute kann ich es ja zugeben: Ich hatte in der Nacht vor dem Rennen kaum geschlafen, und mir war am Sonntagmorgen richtig übel. Dass wir dann gleich in die Punkte fuhren, war natürlich ein Wahnsinn. Wir alle waren glückselig.»
Als Teammanagerin trug Ziegler eine hohe Verantwortung. Sie kümmerte sich um das Management des Teams bei Rennen und Tests. War verantwortlich für die Fahrer und deren Wünsche und Pflichten. War zuständig für das Einhalten der Reglemente. Begleitete Peter Sauber zu den Teamchef-Meetings mit dem charismatischen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Dass sie dadurch mehr und mehr eine öffentliche Person wurde, war ihr unangenehm. «In Monza wollten die Fans gar Autogramme von mir. Das war mir richtig peinlich.»
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Beat Zehnder wurde ihr Nachfolger
Sauber und Ziegler, das schien zu passen. Doch im Juni 1994 erklärte Peter Sauber, dass es zur Trennung gekommen sei. Ihr Nachfolger (bis heute): Beat Zehnder. Ziegler sagt heute über die Beweggründe von damals: «Ich wollte eine Familie gründen und mich beruflich umorientieren.» Später heiratete sie Lorenz Heer, der damals für Saubers Motorenpartner Ilmor gearbeitet hatte und bekam zwei Kinder.
Heute arbeitet Ziegler, die längst schon den Schweizer Pass besitzt, als Immobilienmaklerin. Die Formel 1 verfolgt sie nur noch sporadisch. «Mittlerweile mache ich am Sonntagnachmittag lieber selber Sport, als nur Sport am TV zu konsumieren.»
Männerdomäne Formel 1? Nicht ganz, in 28 Jahren hatte die eine oder andere Frau eine (wichtige) Funktion bei Sauber inne. Ein kleiner Überblick.
Monisha Kaltenborn: 2012 wurde sie die erste Teamchefin der Formel 1. Die Österreicherin hatte bereits 2000 bei Sauber angefangen und sich Stück für Stück hochgearbeitet. 2017 kam es nach schwierigen Jahren mit finanziellen Problemen und Streitereien zum Knall. Kaltenborn wurde von all ihren Aufgaben entbunden.
Simona De Silvestro: Der 26. April 2014 war ein historischer Tag. Zum ersten Mal steuerte eine Frau einen Sauber. In Fiorano (It) durfte Simona De Silvestro mit einem alten C31-Boliden 112 Runden drehen. Später absolvierte die Schweizerin auch noch in Valencia (Sp) einen Test. Im Oktober 2014 trennte sich Sauber von De Silvestro.
Tatiana Calderon: Noch heute ist die Kolumbianerin offizielle Sauber-Testfahrerin. Sie durfte – wie De Silvestro – schon einige Testfahrten mit alten Sauber-Autos absolvieren. Zuletzt 2019 im französischen Le Castellet.
Christiane Sauber: Die Frau von Peter Sauber ist zumindest teilweise die Namensgeberin aller Sauber-Autos, denn das C steht für Christiane. Das A (Renault Alpine) und das B (Brabham) waren schon weg. «Da fand ich das mit dem C eine charmante Lösung», erklärte einst Peter Sauber.
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