Flirt mit den Saudis erlegen
Für die F1 hagelts wegen 900-Mio-Deal Kritik

Die Formel 1 gastiert nächstes Jahr in Saudi-Arabien. Während die Scheichs ihr «Sportwashing» weiter betreiben, meldet sich auch Amnesty International zu Wort.
Publiziert: 06.11.2020 um 10:06 Uhr
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Die Formel 1 unter Palmen – kein neues Bild.
Foto: Getty Images

Jetzt ist es also so weit. Die Formel 1 nimmt Saudi-Arabien offiziell in den Rennkalender für 2021 auf. Das teilte die Königsklasse des Motorsports am Donnerstag mit. Ende November des nächsten Jahres, eine Woche vor dem Wüsten-Finale in Abu Dhabi, soll in der west-saudischen Hafenstadt Dschidda ein Nachtrennen stattfinden.

Die Saudis bekommen einen Vertrag für zehn Jahre, heisst es. Nun, da das Land nicht gerade eine Vorreiterrolle in Sachen Menschenrechte, Medienfreiheit (Stichwort Khashoggi) und Liberalisierung einnimmt, meldet sich bereits Amnesty International. Die Organistaion lässt als Reaktion auf die F1-Mitteilung verlauten: «Trotz der Schlagzeilen, dass saudische Frauen endlich Autofahren dürfen, ohne eingesperrt zu werden, haben die Verantwortlichen erst neulich einige führende Frauenrechtsaktivisten eingesperrt und gefoltert (…). Die Formel 1 muss darauf bestehen, dass während des GPs arbeitsrechtliche Standards eingehalten werden und die Rennevents ohne Diskriminierung zugänglich macht.» Schon erste Berichte vor Jahren über eine mögliche Partnerschaft rief Amnesty International auf den Plan.

Apropos arbeitsrechtliche Standards: Die Fifa baut in Katar weiter munter Stadien mit nepalesischen und indischen Gastarbeitern unter menschenunwürdigen Bedingungen.

60 Millionen pro Rennen

Aber zurück zur Formel 1. Der Vertrag mit den Saudis ist die Möglichkeit, im arabischen Raum in neue Sphären vorzustossen. Neben Abu Dhabi und Bahrain ist der Nahe Osten nun mit drei Rennen vertreten. F1-Boss Chase Carey: «70 Prozent der saudischen Bevölkerung ist unter 30 Jahre alt. Die Formel 1 ist erfreut über die Möglichkeit, neue Fans zu erschliessen.»

Zusätzlich gibts pro Rennen rund 60 Millionen Dollar von den Saudis. Insgesamt soll der Deal über 900 Millionen wert sein. Beträge, wo traditionelle Mitbewerber wie Deutschland mit Hockenheim oder dem Nürburgring nicht mehr mithalten können.

Schon bei China, Baku oder Bahrain so

Dass die Königsklasse sich etwas anhören muss, ist nichts Neues. Bereits bei den Vertragsabschlüssen mit Bahrain, Aserbaidschan, China oder Russland, gabs Vorwürfe, Unruhen und Kritik.

Dafür ist die Formel 1 mittlerweile bereits gerüstet. Gleichzeitig zur offiziellen Mitteilung wird ein Statement veröffentlicht: «Die Formel 1 ist in einer einzigartigen Position, um Grenzen zu überwinden, Kulturen und Gesellschaften zu vereinen. Wir nehmen unsere Verantwortung ernst und haben unseren Standpunkt in Menschenrechtsfragen all unseren Partnern stets deutlich gemacht.» Als ob man es geahnt hätte …

Saudi-Öl-Riese neuer F1-Hauptsponsor

Saudi-Arabien entwickle sich rasant als Schauplatz sportlicher Gross-Events, so Carey weiter. Seit diesem Jahr ist zudem der saudi-arabische Mineralölkonzern Aramco Hauptsponsor der Formel 1. Notabene der grösste Erdölförderer der Welt. Saudi-Kronprinz Mohammed bin Salman (Stichwort Newcastle United) behauptet, Aramco sei 2 Billionen US-Dollar wert.

Bin Salman und seine Marketing-Strategen benutzen den Sport seit längerer Zeit, um das Image aufzupolieren. Spanischer Fussball-Supercup, Tennis-Showmatch mit Djokovic und Nadal, internationale Golf-Turniere, WM-Boxkampf zwischen Joshua und Ruiz Jr. – und jetzt die Formel 1. Das «Sportwashing» geht weiter. (leo)

So könnte der Rennkalender 2021 aussehen
  • 21. März: GP Australien in Melbourne
  • 28. März: GP Bahrain in Sakhir
  • 11. April: GP China in Shanghai
  • 25. April: GP Vietnam in Hanoi
  • 9. Mai: GP Spanien in Barcelona
  • 23. Mai: GP Monaco in Monte Carlo
  • 6. Juni: GP Aserbaidschan in Baku
  • 13. Juni: GP Kanada in Montréal
  • 27. Juni: GP Frankreich in Le Castellet
  • 4. Juli: GP Österreich in Spielberg
  • 18. Juli: GP Grossbritannien in Silverstone
  • 1. August: GP Ungarn in Budapest
  • 29. August: GP Belgien in Spa-Francorchamps
  • 5. September: GP Italien in Monza
  • 12. September: GP Niederlande in Zandvoort
  • 26. September: GP Singapur
  • 3. Oktober: GP Russland in Sotschi
  • 10. Oktober: GP Japan in Suzuka
  • 24. Oktober: GP USA in Austin
  • 31. Oktober: GP Mexiko in Mexiko-Stadt
  • 14. November: GP Brasilien in Interlagos
  • 28. November: GP Saudi-Arabien in Dschidda
  • 5. Dezember: GP Abu Dhabi
  • 21. März: GP Australien in Melbourne
  • 28. März: GP Bahrain in Sakhir
  • 11. April: GP China in Shanghai
  • 25. April: GP Vietnam in Hanoi
  • 9. Mai: GP Spanien in Barcelona
  • 23. Mai: GP Monaco in Monte Carlo
  • 6. Juni: GP Aserbaidschan in Baku
  • 13. Juni: GP Kanada in Montréal
  • 27. Juni: GP Frankreich in Le Castellet
  • 4. Juli: GP Österreich in Spielberg
  • 18. Juli: GP Grossbritannien in Silverstone
  • 1. August: GP Ungarn in Budapest
  • 29. August: GP Belgien in Spa-Francorchamps
  • 5. September: GP Italien in Monza
  • 12. September: GP Niederlande in Zandvoort
  • 26. September: GP Singapur
  • 3. Oktober: GP Russland in Sotschi
  • 10. Oktober: GP Japan in Suzuka
  • 24. Oktober: GP USA in Austin
  • 31. Oktober: GP Mexiko in Mexiko-Stadt
  • 14. November: GP Brasilien in Interlagos
  • 28. November: GP Saudi-Arabien in Dschidda
  • 5. Dezember: GP Abu Dhabi
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