Es ist eine peinliche Posse sondergleichen. Die Olympia-Macher von Mailand-Cortina 2026 wollen nach wie vor irgendwie durchstieren, dass die Bob-, Skeleton- und Rodelrennen trotz nicht vorhandenem Eiskanal in Italien stattfinden.
Als Ersatzort steht ja seit Monaten St. Moritz GR bereit. Auch andere Bahnen wie Innsbruck (A) machen sich noch Hoffnungen, einspringen zu können. Doch nun, gerade mal zwei Jahre vor den Spielen, gleisen die Italiener ihr neuestes Verzweiflungsprojekt auf. Die vergangenes Jahr abgerissene Bobbahn in Cortina soll doch wieder aufgebaut werden, obwohl Umweltverbände und Teile der Politik dagegen Sturm laufen. Vergangenes Jahr liess sich wegen unberechenbarer Kosten keine Baufirma finden.
Beim Bobbahnbau mischt die Politik mit
«Mit Erstaunen und Empörung erfahren wir von der neuen Ausschreibung für den Bau der Bobbahn in Cortina», sagte die Grünen-Politikerin Luana Zanella (73) aus der italienischen Abgeordnetenkammer gemäss «il Dolomiti».
Die Bobbahn-Posse ist längst zum Politikum geworden. Denn hinter dem neuesten Vorhaben steckt vor allem Politiker Mattia Salvini (50) – der Boss der rechten Lega ist Vizeregierungschef Italiens und will irgendwie die vermeintliche Schmach abwenden, dass erstmals in der Geschichte der Winterspiele Wettbewerbe ausserhalb des Organisatorlandes stattfinden.
Das IOC fordert Verlegung ins Ausland
Jetzt ist die Zeit für einen Neubau noch knapper – doch eine Redimensionierung des Projekts soll nun doch noch willige Bauunternehmen anlocken. Redimensionierung? Der eigentlich gescheiterte Plan für den Neubau wurde in aller Eile zusammengestrichen, er soll noch 81 Millionen Euro kosten statt wie zuvor rund 120. Weniger fixe Tribünen. Keine fixe Überdachung des Zielbereichs. Kein Gebäude für eine Fan-Bar. Weniger Parkplatzfläche.
Weil das IOC bis Ende Januar eine endgültige Lösung verlangt, müssen sich interessierte Baufirmen bis am 18. Januar melden. Ein Himmelfahrtskommando. Denn zu unkalkulierbaren Kosten sowie dem Widerstand von Umweltschützern und Politikern kommt auch der enorme Zeitdruck. Die Bahn müsste in einem Jahr für die Hauptproben im Weltcup bereit sein.
Spannend wird auch, wie das IOC reagiert, sollte tatsächlich in Cortina gebaut werden. Olympia-Boss Christophe Dubi sagte im Dezember zu Blick: «Die Meinung des IOC ist klar. Wir möchten gerade für Eiskanalbauten ein sinnvolles Vermächtnis für die Zeit nach den Spielen. In Cortina haben wir bisher keine diesbezüglichen Argumente gehört.»