Fünfstündige OP nach Diagnose
Krebs-Schock bei Schweizer Bob-Anschieberin

Eine Krebsdiagnose erschüttert junges Schweizer Bob-Team: Anschieberin Michelle Gloor muss eine Chemotherapie machen. Ihre Pilotin Debora Annen (22) zeigt trotz der Umstände starke Leistungen im Weltcup. Am Wochenende sind die Heimrennen in St. Moritz.
Publiziert: 15:30 Uhr
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Aktualisiert: vor 59 Minuten
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Schock im Schweizer Bobsport: Anschieberin Michelle Gloor (l., im Sommertraining mit Pilotin Debora Annen) ist schwer erkrankt.
Foto: Linda Käsbohrer

Auf einen Blick

  • Bobpilotin Debora Annen bestreitet trotz Krebsdiagnose einer Teamkollegin eine erfolgreiche Saison
  • Michelle Gloor kämpft gegen den Krebs, hofft dennoch auf Olympia-Teilnahme 2026
  • Annen erreichte vier Top-Ten-Plätze in vier Weltcup-Starts
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Eigentlich müsste Bobpilotin Debora Annen (22) unbeschwert und voller Freude in das kommende Rennwochenende in St. Moritz gehen. Die Monobob-Juniorenweltmeisterin aus Arth SZ holte in ihrer ersten vollen Weltcupsaison bei vier Starts schon vier Top-Ten-Plätze, schrammt in Winterberg (De) mit dem vierten Rang um 0,13 Sekunden gar am Premieren-Podest vorbei.

Doch die guten Resultate täuschen darüber hinweg, dass Annen und ihr Team diesen Winter auch ganz schwere Momente durchmachen mussten. Der traurige Grund: Teammitglied Michelle Gloor (24) erkrankte schwer.

Eigentlich sollte die frühere Leichtathletin Annens neue Stammanschieberin werden, gemeinsam hatten sie sich auch schon im Sommer auf die Herausforderungen im Weltcup vorbereitet. Doch dann der Krebs-Schock kurz vor dem Saisonauftakt.

Nach der Diagnose folgt eine fünfstündige OP

Gloor selber beschreibt es in einem emotionalen Post auf Instagram so: «Nach einer Routineuntersuchung im November wurde mit einer Laparoskopie (Bauchspiegelung, d. Red.) eine Gewebeprobe entnommen. Einen Tag darauf erhielt ich die Diagnose Krebs. In einer fünfstündigen Operation haben sie mir dann alles Schlechte aus dem Körper geholt.»

Mit 120 km/h durch den Eiskanal rasen? Plötzlich ist das alles ganz weit weg für die Aargauerin. Plötzlich muss sie einen furchtbaren Gegner im eigenen Körper bekämpfen.

Aktuell steckt Gloor in der Chemotherapie-Phase: «Ich werde alles dafür machen, um in der kommenden Olympiasaison einen Schlitten anzuschieben. Das Ziel bleibt dasselbe, es hat sich einfach der Weg verändert.»

Ein Jahr nach dem Krebs-Schock an die Olympischen Spiele 2026? Wenn die Behandlung wie erhofft anschlägt, kein unrealistisches Ziel für die Frau aus Gontenschwil AG. Der 2020 an Lymphdrüsenkrebs erkrankte Handball-Nationalspieler Dimitrij Küttel (30) etwa spielte zehn Monate nach der Diagnose wieder auf Profiniveau. Und dass Bobpilotin Annen wie einst ihr Vater Martin Annen (50, dreifacher Olympia-Bronze-Gewinner) an den Winterspielen 2026 teilnimmt, ist praktisch sicher. Die Schwyzerin hat sich hinter Teamleaderin Melanie Hasler (26) als klar zweitschnellste Schweizerin etabliert.

Erkrankte Anschieberin ruft Mitmenschen zu Gesundheits-Checks auf

Dass ihre guten Ergebnisse in diesem Winter nichts über den schweren Schicksalsschlag in ihrem Team verraten, erstaunt auch Annen selber fast ein wenig. Sie sagt zu Blick: «Über die Resultate kann ich mich nicht beklagen. Es läuft bisher gut, gerade angesichts dieser Umstände. Ich wünsche mir einfach, dass Michelle möglichst schnell wieder gesund wird.»

Da wegen möglichen Verletzungen oder eben Krankheiten jede Bob-Equipe stets mehr Anschiebe-Personal als Plätze im Team hat, startete Annen dann mit der zweiten Stammanschieberin, der St. Gallerin Julie Leuenberger (18), in die Saison.

Gloor muss nun die Heimrennen im Engadin aus der Ferne verfolgen. Sie bittet in dieser harten Zeit um Ruhe und mag keine Interviews geben, erlaubt Blick aber, mit den Informationen aus ihrem Social-Media-Post über ihre Krankheit zu berichten. Auch weil sie ihre Mitmenschen warnen will: «Die Chance, in diesem jungen Alter Krebs zu bekommen, ist sehr klein. Offensichtlich kann es aber doch passieren. Bitte macht also eure Checks, es kann Leben retten.»

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