Bob-Pilot Simon Friedli hört auf
«Der Unfall von Sandro Michel gab mir zu denken»

Die Schweiz verliert einen Weltcup-Routinier. Bob-Pilot Simon Friedli gibt zwei Jahre vor den Olympischen Spielen seinen Rücktritt bekannt. Zwei Gründe führten zum Entschluss.
Publiziert: 18.05.2024 um 00:13 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2024 um 09:31 Uhr
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Bob-Pilot Simon Friedli: Der Solothurner beendet seine Karriere per sofort.
Foto: imago/Eibner
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Es ist ein ungewöhnlicher Zeitpunkt für den Rücktritt in einer Sportart, in der Olympia alle vier Jahre das ganz grosse Highlight ist. Doch jetzt macht Bob-Pilot Simon Friedli (32) mitten im Olympiazyklus Schluss. Gegenüber Blick bestätigt der Solothurner, dass er nächsten Winter nicht mehr durch die Eiskanäle rasen wird.

«Es hatte sich schon letzten Sommer etwas abgezeichnet, die Motivation war nicht mehr dieselbe wie früher», sagt Friedli. «Im Winter machte es zwar wieder richtig Spass», schildert der Routinier, der mit seinem ersten Weltcup-Podestplatz als Pilot im Viererbob und Gesamtrang 4 im grossen Schlitten eigentlich eine starke Saison ablieferte.

Jobangebot und das Michel-Drama als Rücktrittsfaktoren

Doch dann geschah in Altenberg der verheerende Sturz im Training des Schweizer Schlittens um Pilot Michael Vogt (26), bei dem sich Anschieber Sandro Michel (27) lebensgefährlich verletzte.

Friedli, vor seinem Wechsel 2018 an die Steuerseile Anschieber bei Rico Peter: «Sandros Sturz gab mir enorm zu denken. Ich mache jetzt diesen Sport seit 13 Jahren, mir ist nie was Ernsthaftes passiert. Doch nach Altenberg habe ich mich schon gefragt, ob es das alles noch wert ist, wenn man sowieso schon ein bisschen am Aufhören herumstudiert.»

Weil Friedli fast gleichzeitig auch noch ein attraktives Jobangebot auf den Tisch flattert, fällt sein Entschluss zum Rücktritt: keine WM 2025 in Lake Placid und keine Olympiarennen 2026 mehr.

Für den Schweizer Bobsport ist der Rücktritt ein harter Schlag

Dafür übernimmt Friedli beim Fleischverarbeiter Bell in Oensingen SO die Leitung des Betriebsrestaurants. In dieser grossen Firmenkantine arbeitete der gelernte Koch bereits seit Jahren als Teilzeitkraft. Weil Bell auch sein Sponsor war, waren die Absenzen für Trainingslager und im Winter kein Problem. Jetzt wird Friedli Chef des zwölfköpfigen Küchenteams, das täglich 200 bis 300 Personen verpflegt.

Friedli ist schon in seinem neuen Leben angekommen. «Es stimmt für mich. Ich fühle mich entspannt, da ich nach Feierabend einfach heimkommen kann und nicht schon wieder an der nächsten Saison herumstudieren muss.» Er hört mit je einer Olympiateilnahme als Anschieber (2018) und als Pilot (2022), drei Weltcupsiegen im Peter-Schlitten sowie EM-Silber als Pilot auf.

Für den Schweizer Bobsport ist der Rücktritt ein harter Schlag, auch wenn Friedlis Stammanschieber Andreas Haas (27) bereits als Michel-Ersatz im Vogt-Team angedockt hat. Denn nun bleiben mit Vogt, Cédric Follador (29) und Timo Rohner (26) nur drei Teams mit Weltcup-Format übrig. Selektionen sind eigentlich hinfällig, weil sich im Nachwuchs niemand aufdrängt.

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