In Italien passiert gerade das, was die Kritik an Olympischen Spielen seit längerem beherrscht, gerade auch bei uns in der Schweiz: zu teuer, zu wenig nachhaltig, grössenwahnsinnig.
Im Olympiaort Cortina betriffts vor allem den Last-Minute-Neubau der Bobbahn, die von rechten Lega-Politikern gegen jegliche Vernunft und gegen den Willen des IOC durchgeboxt wurde – man will wegen des Nationalstolzes verhindern, dass die Eiskanalrennen im Ausland durchgeführt werden müssen.
Deshalb wird in Cortina nun eben gebaut. Zur Eröffnung der Baustelle hat sich aber kein hochrangiger Politiker getraut, persönlich aufzutauchen. Es sind einige Demonstranten vor Ort. Bald wird sichtbar, dass für den Neubau der verfallenen Olympia-1956-Bahn erheblich in die Natur eingegriffen wird. Rund 500 Bäume werden gefällt. Zudem wird für den Zielbereich ein erst vor drei Jahren für 1 Million Euro errichteter Kinderspielplatz abgerissen.
Morddrohung gegen Cortinas Bürgermeister
Der Skandal um den Eiskanal für Olympia 2026 wird immer grösser. Naturschützer monieren, dass im Lärchenwald weit mehr als die angekündigten 500 Bäume fallen. Die Stimmung ist enorm aufgeheizt. Bürgermeister Gianluca Lorenzi hat per anonymen Brief eine Morddrohung erhalten. «Wenn sie mit dem Bau der Bobbahn fortfahren, werden wir Sie ausschalten», heisst es. Nun ermittelt die Polizei.
Und die Kosten? Kaum jemand zweifelt daran, dass die budgetierten Kosten von 81,5 Mio. überschritten werden, bereits wird von rund 120 Mio. geredet. Es droht einmal mehr ein olympisches Millionengrab.
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Dazu kommt der enorme Zeitdruck: Um tatsächlich zur Olympia-Stätte zu werden, muss in Cortina schon Monate zuvor gefahren und getestet werden können. Es braucht den schnellsten Eiskanalbau in der Geschichte.
Es wäre das befürchtet letzte Kapitel im Bobbahn-Skandal – dass jetzt gegen alle Widerstände gebaut wird und dann am Ende doch keine Olympiarennen stattfinden. Als Ersatzort steht weiterhin die legendäre Natureisbahn in St. Moritz zur Debatte. Allerdings haben die Probleme diesen Winter mit den Wärmeeinbrüchen die Engadiner Position nicht gerade gestärkt. Da in Innsbruck der Eiskanal in nächster Zeit modernisiert wird, scheinen die Österreicher neuer Favorit als Last-Minute-Ersatzort zu sein.