Ende der St. Moritzer Olympia-Träume?
Bob-Superstar bringt neue Bahn-Lösung ins Spiel

Noch immer gibts keinen Eiskanal für die Olympischen Spiele 2026 in Italien. Nun steht die Entscheidung bevor, ob in Cortina doch noch gebaut wird oder ob St. Moritz einspringt. Bob-Star Francesco Friedrich bringt eine ganz andere Variante ins Spiel.
Publiziert: 18.01.2024 um 08:49 Uhr
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Der Schweizer Bob-Star Michael Vogt und seine Crew im Horseshoe von St. Moritz: Ob in zwei Jahren auch die Olympiarennen im Engadin stattfinden, steht noch immer nicht fest.
Foto: keystone-sda.ch
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Vieles deutet darauf hin, dass diesen Donnerstag endlich die Entscheidung fällt, wo 2026 die olympischen Eiskanalrennen stattfinden. Dieser 18. Januar wird zumindest in der Bobszene oft als entscheidender Tag genannt, weil bei den italienischen Olympia-Organisatoren die allerletzte Frist abläuft, dass in Cortina doch noch ein Eiskanal gebaut wird.

Lässt sich durch politischen Druck in letzter Sekunde eine Baufirma finden, welche sich aufs Wahnsinnsprojekt einlässt, in wenigen Monaten für rund 80 Millionen Euro die abgebrochene Bahn neu zu bauen?

Hält das Natureis der Olympia-Belastung stand?

St. Moritz steht seit vielen Monaten als 2026er-Ersatzort für Bob, Skeleton und Rodeln bereit. Diese Option ist natürlich auch am letzten Wochenende beim Weltcup in St. Moritz ein heisses Thema. Eine der Kernfragen: Hält die Natureisbahn am Olympiatermin im Februar überhaupt der hohen Belastung stand? Die Schweizer Bob-Pilotin Melanie Hasler etwa: «Ich fürchte, man müsste wegen der Temperaturen mitten in der Nacht fahren.»

Gregor Stähli (55) hält dagegen. Der Ex-Skeleton-Weltmeister ist Geschäftsführer der Engadiner Bobbahn und sagt: «Es ist kein Problem der Bahn, sondern der Ressourcen. Wir würden bei den Bahnarbeitern auf einen Zweischichtbetrieb umstellen.» Stähli versichert, dass auch jetzt im normalen Alltagsbetrieb mit vielen Gästebobs rund 60 Fahrten täglich stattfinden. Für Olympia existiert zudem die Option, bei heiklen Passagen Kühlkissen einzubauen. Und Ex-Bob-Star Hans Hiltebrand (79) bringt ein neues Detail ins Spiel: «Die Trainings könnte man schon vor Olympia durchführen, um sie auf mehr Tage zu verteilen.»

Wenn die Italiener bauen, will St. Moritz die Bob-EM 2026

Doch Stähli sagt auch klar: St. Moritz braucht jetzt eine Entscheidung. Sollten die Italiener das eigene Bahnprojekt in Cortina durchstieren wollen und irgendwann kurz vor Olympia damit doch scheitern, ist der Zug im Engadin abgefahren.

Vorerst planen die St. Moritzer die Zukunft ohne Olympia. Man will den Zuschlag für die Bob-EM 2026 bekommen, die kurz vor den Spielen stattfinden. Zudem gibts Gedanken, sich für 2028 oder 2029 wieder für die WM zu bewerben.

Für die Piloten ist die ewige Warterei auf den Austragungsort nervig. Und wegen des olympischen Feelings hoffen Hasler und mit Michael Vogt (26) auch die grosse Schweizer Hoffnung, dass sie in zwei Jahren doch in Italien fahren. «Ich würde schon lieber Olympia im Land fahren, wo die Spiele stattfinden. Einen Heimvorteil haben wir in St. Moritz ja leider sowieso nicht», sagt Vogt.

Bob-Dominator nennt Cesena als Option

Stähli, selber Olympia-Bronzegewinner, hat Verständnis für die Sorgen der Piloten. Doch er sagt: «Die Athleten könnten durchaus in Mailand im olympischen Dorf wohnen. In drei Stunden ist man in St. Moritz.»

Deutschlands Bob-Superstar Francesco Friedrich (33) bringt noch eine ganz andere Variante ins Spiel. Der vierfache Olympiasieger tippt, dass doch wieder die Turin-2006-Bahn in Cesena reaktiviert wird. «Der Bau in Cortina wird sehr eng. Deshalb tippe ich auf Cesena, dort müssen sie einfach die Kühlung in den Griff kriegen. Doch vom Flair her wäre St. Moritz als schönste Bahn im Zirkus ein würdiger Olympia-Ersatz!»

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