Auf einen Blick
- 850 freiwillige Helfer unterstützen die Biathlon-WM in Lenzerheide
- Peruanerin Rafaella Calderon nutzt Einsatz zur Integration und Spracherwerb
- Volunteers leisten insgesamt rund 50'000 Arbeitsstunden während der Weltmeisterschaft
Sie opfern Urlaub, stehen stundenlang in der Kälte oder schwitzen bei anstrengenden Arbeiten – und das alles für lau. Auch die Biathlon-WM in Lenzerheide kommt nicht ohne freiwillige Helfer aus, die aus Leidenschaft für die Randsportart oder purem, guten Willen ihren Teil zum Mega-Event beitragen. Und dann gibt es auch noch die 19-jährige Rafaella Calderon, die aus Peru stammt – und sich die Weltmeisterschaft ausgesucht hat, um ganz einfach Land und Leute kennenzulernen, wie sie sagt. Die junge Frau aus der Hauptstadt Lima weilt gerade für einige Wochen in Europa. Vor allem, weil sie ab Sommer in Deutschland studieren möchte und deshalb schon die eine oder andere Universität besichtigt hat.
Doch sie will einen späteren Besuch bei ihrer Tante auch damit verbinden, um «den Kulturschock abzufedern», wie sie lachend meint. «Mein Vater sagte: Da ist eine Biathlon-WM, geh doch mal dort hin und hilf ein wenig mit, das wird dir bei der Integration helfen. So bin ich hierhergekommen.»
Freitag
Ruhetag
Samstag
12.05 Uhr: Staffel Frauen
15.05 Uhr: Staffel Männer
Sonntag
13.45 Uhr: Massenstart Frauen
16.05 Uhr: Massenstart Männer
Freitag
Ruhetag
Samstag
12.05 Uhr: Staffel Frauen
15.05 Uhr: Staffel Männer
Sonntag
13.45 Uhr: Massenstart Frauen
16.05 Uhr: Massenstart Männer
Calderon erhält für ihre Arbeit bei der Kleiderausgabe sowie an der Bar-Theke im Fan-Village keinen Rappen. Kost und Logis sind aber inbegriffen. Für die Volunteer-Bekleidung musste sie – wie alle anderen – 250 Franken bezahlen. Mit jedem absolvierten Helfer-Tag erhält sie 25 Franken zurück. Da sie allerdings nur neun Tage im Einsatz steht, macht sie sogar 25 Franken minus. Doch das spiele ihr keine Rolle: «Ich bin hier, um so viel wie möglich zu lernen. Ich möchte verstehen, wie Europa funktioniert und ein paar Fetzen Deutsch mitnehmen.»
Biathlon habe sie zuvor nicht gekannt – die Sportart, die malerische Umgebung im Bündnerland und die gute Stimmung würden ihr aber sehr zusagen: «Es macht mir Spass. Vor allem am letzten Wochenende ging es im Fan-Village verrückt zu und her.»
50'000 Arbeitsstunden über die gesamte WM
Calderon ist eine von 850 «Voluntari», die dieser Tage in und um die Biathlon-Arena im Einsatz stehen. WM-CEO Jürg Capol (59) rechnet vor: «Über die rund zwei Wochen kommen wir wohl auf 50’000 Stunden, die sie für einen möglichst reibungslosen Ablauf leisten – dafür sind wir enorm dankbar.» Man stelle sich vor, welch ein Riesenbetrag allein für die Helfer zusammenkäme, würden die Volunteers mit einem Stundensatz bezahlt …
Zu Ehren aller freiwilligen Helfer in der Schweiz hat Capol in Kooperation mit der Nonprofit-Organisation Swiss Volunteers deswegen den 1. Swiss Volunteer Day ins Leben gerufen. Dieser fand am Donnerstag im Rahmen der Biathlon-WM statt – mit einer Parade im Zielstadion als Highlight. Der Gedanke dahinter: Die heimlichen Helden der WM, aber auch alle anderen geladenen Volunteers, haben schliesslich auch mal einen Applaus verdient.
Ex-Biathleten stellen ihr Know-how zur Verfügung
Zu jenen gehören überdies auch vier bekannte Biathlon-Gesichter. Martin Jäger (37), früherer Weltcup-Athlet, arbeitet als Chef des Wettkampfbüros, während sein Stellvertreter mit Serafin Wiestner (34) ebenfalls ein gestandener Biathlet und zweifacher Olympiateilnehmer (2014 und 2018) ist. Ivan Joller (41), ebenfalls Olympionike in Sotschi 2014, ist für das Einrichten des Schiessstands verantwortlich. Und Mario Dolder (34), seinerseits Olympiateilnehmer von 2018 in Pyeongchang, bedient am Schiessstand die Scheiben.
Letzterer sagt lachend: «Für uns ist das wie Ferien. Das Wetter ist bislang perfekt.» Und Joller ergänzt: «Es sind tolle Emotionen für uns, weil wir mit diesem Sport viel verbinden.»
Eine, die das gut verstehen kann, ist WM-Teilnehmerin Aita Gasparin (31), die alle vier von früher kennt und spontan beim von Blick geschossenen Gruppenbild dazusteht: «Es ist mega cool, dass sie auch hier sind. Ich finde es schön, zu sehen, dass auch sie auf diese Weise den Traum einer Heim-WM leben können.» Und dann spricht sie auch noch ein General-Lob an sämtliche Volunteers aus: «Es ist genial, was sie leisten. Sie wurden alle sehr gut unterrichtet, was es für uns Athletinnen und Athleten sehr angenehm macht.»
Die 31-Jährige weiss aus ihren bereits zehn Weltmeisterschaften nur zu gut: Ohne fleissige Helfer wie Jäger, Wiestner, Joller, Dolder oder Calderon geht nix. Und übrigens: Letztere zieht Ende Woche weiter nach Montreux. Dort arbeitet sie erneut als Volunteer – an einem internationalen Tischtennis-Turnier.