Biathlon-Hoffnung erbrach absichtlich
Stalder kämpfte gegen kurioses Würgeproblem

Sebastian Stalder hat eine lange gesundheitliche Odyssee hinter sich – seine Nase ist der Grund. Mittlerweile hat er eine Lösung gefunden, die ihm für diese WM-Saison Hoffnung macht, aber auch ein Risiko mit sich bringt.
Publiziert: 11.12.2024 um 09:12 Uhr
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Sebastian Stalder hat seine Nase wieder im Griff – und ist dadurch zu einem Podestanwärter geworden.
Foto: NordicFocus/freshfocus
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Marco PescioReporter Sport

Sebastian Stalder (26) gehört zu den besten Schützen im Biathlon-Weltcup – und zu den grossen Hoffnungsträgern für die Heim-WM in Lenzerheide (12. bis 23. Februar). Doch diese Entwicklung zu einem der Schweizer Top-Athleten hat auch damit zu tun, dass der Mann aus Wald ZH ein skurriles Problem in den Griff bekommen hat. Früher hat sich Stalder in Trainings und Rennen immer wieder übergeben, mitunter auch bewusst, um sich selbst zu erlösen.

Mittlerweile weiss er, wie er mit der körperlichen Beeinträchtigung umzugehen hat – denn nach so mancher ärztlichen Konsultation inklusive Magensonden-Untersuchung fand er irgendwann heraus: Das Problem liegt bei seiner Nase respektive bei seinen Nasenschleimhäuten. Letztere produzieren abnormal viel Schleim, der dann hinten im Rachen wieder runter Richtung Kehlkopf fliesst und einen Würgereiz auslöst. Und dieser Reflex ist bei Stalder derart ausgeprägt, dass ihn alleine schon das Zähneputzen zu triggern beginnt. «Das nervt alle um mich herum, die das schon einmal mitbekommen haben», sagt der beim Skiclub am Bachtel gross gewordene Athlet an einem Medientermin seines Ausrüsters Salomon.

Er lächelt verlegen. Denn erst am Vortag passierte es ihm wieder einmal im Training, dass er nach einer Intervalleinheit zu würgen und zu erbrechen begann. Teamkollegin Aita Gasparin (30), die beim Anlass unweit neben ihm sitzt, bestätigt dies mit einem Schmunzeln. In der Schweizer Equipe ist Stalders kurioses Problem längst bekannt.

Aggressiver Spray hilft

Immerhin: Stalder hat in der Zwischenzeit einen Weg gefunden, im (Sport-)Alltag damit umzugehen. Mittels Salzwasserspülung und einem aggressiven Nasenspray befreit er sich vor dem Wettkampf die Nase: «Früher hat es mich tatsächlich beeinträchtigt, heute kann ich sagen, dass ich es seit gut zwei Jahren im Griff habe. Und ich erkläre mir dadurch auch meine Leistungssteigerung.»

Rückblickend wirkt es irgendwie logisch: Stalder ist sowohl teamintern als auch international aufgestiegen, er gehört zu jenen Athleten, denen man als nächsten Schritt einen Podestplatz zutraut. 

Dafür nimmt er auch ein gewisses Risiko in Kauf. Durch den aggressiven Spray schliessen sich die Gefässe, die Nase wird frei und Stalder sorgt für eine bewusst herbeigeführte Trockenheit, womit er gleichzeitig wieder anfällig für Viren und Bakterien ist. Dafür aber wird er durch die nun ausbleibenden, mühsamen Kotz-Unterbrechungen nicht mehr anderweitig körperlich geschwächt. Die Heim-WM in Lenzerheide kann er also buchstäblich befreit angehen.

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