85'200 Fans, 24'000 Würste, Emotionen und Rekorde
Biathlon-WM wurde zum Volksfest – mit einem Haken

Das knappe Verpassen der historischen ersten Schweizer Medaille an der Biathlon-WM in Lenzerheide zog sich durch den Mega-Event wie ein roter Faden. Doch das darf das Biathlon-Fest nicht trüben.
Publiziert: 15:40 Uhr
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Aktualisiert: 17:49 Uhr
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Starke Teamleistung, auch wenn es keine Medaille gab: Sowohl die Schweizer Männer …
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Historische Biathlon-WM in Lenzerheide: Schweizer Team verpasst knapp erste Medaille
  • Emotionaler Abschied von Elisa Gasparin bei ihrem letzten WM-Rennen
  • 85'200 Zuschauer besuchten die WM, 24'000 Würste und 28'000 Liter Bier konsumiert
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marco PescioReporter Sport

Es war ein Volksfest, das aus Schweizer Sport-Sicht kaum hätte dramatischer verlaufen können. Die historische erste WM-Medaille wollte und wollte nicht gelingen – dafür war Lenzerheide Schauplatz anderer emotionaler Momente. Die Bilanz.

Rekordkulisse

13’500 Fans am Verfolgungs-Sonntag, das war bis dahin – die Weltcup-Rennen 2023 und den WM-Start eingenommen – die grösste Biathlon-Kulisse, welche die Schweiz je gesehen hatte. Dann wurde am darauffolgenden Staffel-Samstag mit 17’000 Besuchern dieser Rekord nochmals gebrochen. Die Veranstalter dürfen jubeln: Das budgetierte Minimalziel von über die ganze WM gesehen 55’000 Zuschauern wurde klar übertroffen. 85’200 sind es am Ende, Gratis-Tickets für Sponsoren und Schulklassen inklusive. «Das war unsere Wunschvorstellung», sagt WM-CEO Jürg Capol (59). Ein Mega-Lob erhalten die Organisatoren auch vom Ende Saison zurücktretenden Norwegen-Superstar Johannes Thingnes Bö (31) im SRF-Interview: «Es war die schönste WM. Vom Wetter über die netten Helfer bis zu meinen Erfolgen – einfach alles. Ich bin froh, konnte ich in Lenzerheide meine letzte WM laufen.» Bö gewann im Bündnerland dreimal Gold und je einmal Silber und Bronze.

Schweizer Pech

Es schien zeitweise wie verhext für die Schweizer. Lena Häcki-Gross (29) läuft in Sprint und Verfolgung auf die Ränge vier respektive fünf, Niklas Hartweg (24) in der Single-Mixed-Staffel (mit Amy Baserga) und im Einzel ebenso. Mal fehlen ein paar wenige Hundertstel auf die allererste Schweizer WM-Medaille der Geschichte, mal ist es die letzte Scheibe am Schiessstand, die nicht fällt. Verflixt. Die grosse Krönung der Heim-WM bleibt aus Schweizer Sicht aus. «Schade», sagen Experten und Beteiligte unisono, um dann allerdings auf ein dennoch historisches Ergebnis hinzuweisen: Es war die beste WM aller Zeiten für die Schweiz. Und das in einer Saison, in der es – durch Baserga in Ruhpolding – bislang erst eine Weltcupmedaille gab. «Das macht uns schon ein wenig stolz», sagt Trainerin Sandra Flunger.

Emotionaler Abschied

Da flossen im Schweizer Team – und bei manch einem auf der Tribüne – die meisten Tränen: Nach der aufgrund viel zu vieler Schiessfehler vergeigten Frauen-Staffel rückt die sportliche Enttäuschung in den Hintergrund, weil die Würdigung von Elisa Gasparin ansteht. Für die 33-jährige Bündnerin war es das letzte WM-Rennen ihrer Profi-Karriere, die sie Ende Saison beenden wird. Gasparin wird im Stadion lautstark gefeiert, bekommt eine ordentliche Champagnerdusche. Danach weiss sie wegen des sportlichen Frusts nicht so recht, wohin mit ihren Emotionen. Unter Tränen, aber gleichzeitig auch lachend, sagt sie: «Das war eine echte Achterbahn der Gefühle.»

Tierischer Star

Da waren die 13 Medaillen der Franzosen oder die letzte und wiederum sehr erfolgreiche WM von Superstar Bö, der in Lenzerheide an Legende Ole Einar Björndalen (51) vorbeizog und mit nun 23. Titeln Rekordweltmeister ist. Der Star im Hintergrund war aber ein süsser Vierbeiner mit ernster Mission. Die Hündin Molly war in Lenzerheide, unter Aufsicht ihrer schwedischen Halterin Joanna Sjöö, als Doping-Jägerin unterwegs. Sie gilt als die erste und einzige ihrer Art und ist Teil von Anti-Doping Schweden. Ihre Fähigkeit: Sie kann Dopingmittel erschnüffeln. Ob sie im Bündnerland fündig wurde? Zumindest ist bis jetzt nichts darüber bekannt.

Entfachte Euphorie?

Die guten Zuschauerzahlen für eine Randsportart zeigen: Das Biathlon-Potenzial ist hierzulande definitiv da. Ob die Euphorie nachhaltig ist, wird sich erst zeigen. Das aufstrebende, junge Schweizer Team könnte hierbei allerdings mit weiterhin guten Resultaten ein Katalysator sein. Und mit der Sicherung zweier Weltcup-Austragungen in den Jahren 2028 und 2030 wurden ebenfalls wichtige Massnahmen getroffen.

Der Mega-Event

Total 27 TV-Stationen erreichten ein Millionenpublikum in 53 Ländern. Alleine ARD und ZDF dürften insgesamt rund 50 Millionen Live-Zuschauer erreicht haben. 520 Medienschaffende waren vor Ort, 860 Volunteers halfen gratis mit, den Grossanlass zu stemmen. Und die Fans, die langten ordentlich zu: 24’000 Würste, 28’000 Liter Bier und 45’000 Liter Softdrinks! 

«Der Style spielt uns keine Rolle»
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Biathlon-Fans an der WM:«Der Style spielt uns keine Rolle»
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