Grosser Schock in Basel und ein bitterer Moment für Giulia Steingruber an der Heim-EM: Einen Tag nach ihrem Gold-Sprung muss die 27-jährige Ostschweizerin wegen einer Verletzung das Handtuch werfen und verpasst den Boden-Final.
Zu gross sind die Schmerzen am linken Oberschenkel. Zu gross ist die Gefahr, dass aus dem Muskelfaserriss ein Bündelriss wird und sie damit die Olympischen Spiele im Juli in Tokio gefährdet.
Das lädierte Bein machte Steingruber bereits am Samstag bei Sprungfinal zu schaffen. Mit dick eingepacktem Bein gelang es ihr dennoch, sich voll zu fokussieren und riskierte alles für ihren grossen Traum.
Sportgeist grösser als Schmerz
Giulia biss auf die Zähne – und turnte in einer eigenen Liga. Mit einem «Tschussowitina» im ersten Durchgang und einem «Jurtschenko» im Nachgang sicherte sich die Gossauerin die zehnten EM-Medaille ihrer Karriere.
«Ich hatte tatsächlich zu kämpfen, aber mein Sportgeist war stärker als der Schmerz», sagte Steingruber und strahlte mit feuchten Augen und Gold um den Hals.
Sie sei vor dem Wettkampf «ultranervös» gewesen, weil sie sich kaum eingeturnt und sich nur darauf verlassen habe, dass ihr Körper die Bewegungen kennt, die sie vor eineinhalb Wochen zum letzten Mal in Magglingen gemacht hatte. Sie habe sich gut zureden müssen, um Vollgas zu geben.
Das Wagnis hat sich gelohnt. Der vierte EM-Titel könnte der Höhepunkt ihrer Karriere gewesen sein. Entsprechend emotional waren die Stunden vor und nach dem Showdown gewesen, sagt Steingruber. «Ich bin überglücklich, dass ich mein Ziel erreichen und die Goldmedaille am Sprung gewinnen konnte.»