Giulia Steingruber holt an der Kunstturn-EM in Basel Gold! Die Schweizerin gewinnt ihre zehnte EM-Medaille, ihre sechste am Sprung.
Die 27-jährige Gossauerin startet an ihrem Paradegerät als Siebte. Gross ist die Erleichterung, als sie in der Basler St. Jakobshalle einläuft – den gestrigen Mehrkampf-Final liess die Qualifikations-Dritte wegen einer Oberschenkelverletzung sausen, um sich für den heutigen Final und den Bodenfinal am Sonntag zu schonen.
Doch Giulia ist heute parat! Beim ersten Sprung, dem schwierigen Tschussowitina ist von einer Verletzung nichts zu sehen, sie fliegt hoch und steht ihn perfekt. Nun kommt es nur noch auf den zweiten Sprung an. 15,066 Punkte! Geht sie auf Nummer sicher und zeigt den Jurtschenko gestreckt mit einer Schraube? Oder greift sie nach Gold und zeigt ihn mit Doppelschraube?
Die bislang fünffache Europameisterin geht auf Tutti, entscheidet sich für die riskantere Variante. Und steht auch diesen schwierigen Sprung perfekt. 14,824 Punkte – mit diesen Werten turnt Steingruber in einer eigenen Liga. Das ist sicheres Gold – Giulia hat ihren vierten EM-Titel an diesem Gerät auf sicher, ihren sechsten insgesamt!
Eine Wahnsinns-Leistung: Steingruber zeigt sich danach gerührt. «Ich musste gegen die Tränen kämpfen», sagt sie danach bei SRF. «Es war für mich sehr emotional heute. Die Vorbereitung war nicht so einfach, ich hatte mit meinem Bein sehr zu kämpfen.» Ihr sechster Europameistertitel sei «mega speziell. Es ist so eine Erleichterung, es ist so viel Druck von mir abgefallen. Das ist eine mega schöne Belohnung!»
Vor dem Wettkampf sei sie «brutal nervös» gewesen. «Ich habe versucht, mich zu spüren, habe mir gut zugeredet, damit ich nicht an mein Bein denke. Damit ich Vollgas geben und zwei saubere Sprünge hinsetzen kann.» Das ist ihr wahrlich gelungen.
Gischard holt kurz zuvor Silber
Ebenfalls bärenstark, was Benjamin Gischard (25) am Samstag an der Kunstturn-EM in Basel abliefert. Der Berner holt sich am Boden EM-Silber!
Der 25-Jährige vom Turnverein Herzogenbuchsee turnt am Boden fast lupenrein – legt eine schwierige Übung vor und führt seine Elemente mehrheitlich perfekt aus. «Das ist fast schon russisch», schwärmt SRF-Kommentator Stefan Hofmänner. Und er hat recht.
Auch Gischard jubelt. Er weiss, dass dies zu einer Medaille reichen muss. Das deutete er schon als Dritter der Qualifikation an. Und heute ist er sogar noch stärker. Mit sensationellen 14,966 Punkten gewinnt er die Silber-Medaille – vor dem Italiener Nicola Bartolini (14,666), nur der russische Überflieger Nikita Nagorny ist mit 15,166 Punkten uneinholbar.
Weil er erst als Vorletzter dran kam und ziemlich lange auf seinen Auftritt habe warten müssen, habe sich Gischard gut aufwärmen können. «Ich sah nicht eine Übung der Konkurrenz, konzentrierte mich nur auf mich», erklärt er später und resümiert: «Ich konnte mein Bestes zeigen, das war fast perfekt.» Dies ist seine zweiten EM-Medaille – die erste war bronzen, er hatte sie mit dem Team an der EM in Bern vor fünf Jahren gewonnen. «Wunderschön, dass es jetzt Silber wurde. Ich denke, das habe ich sicher verdient», sagt der Student der Rechtswissenschaften.