Was war der STV in den letzten Monaten ins Schlingern geraten. Die Medienberichte über Vorwürfe von Psychoterror und Missbrauch in der Rhythmischen Gymnastik und im Kunstturnen brachten den grössten Sportverband der Schweiz mächtig in Schieflage.
Wie gut tun da die Erfolgsmeldungen an diesem EM-Wochenende. Giulia Steingrubers Gold-Sprünge: der helle Wahnsinn! Volles Risiko, trotz der Verletzungs-Ungewissheit, mit der sich die Ostschweizerin in den letzten Stunden vor dem Wettkampf herumschlagen musste.
Benjamin Gischards Boden-Silber: eine grosse Leistung! Dass am Ende nur zwei Zehntel auf Gold und den Überturner Nikita Nagorny fehlten – eigentlich unglaublich.
Natürlich ist jetzt nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen beim STV. Dass man den langjährigen Geschäftsführer, in dessen Verantwortung die Verfehlungen der letzten Jahrzehnte fallen, nach dessen Rücktritt einfach heimlich weiterbeschäftigte, sorgt zurecht für Stirnrunzeln angesichts des versprochenen «Neustarts». Auch die Untersuchung der STV-Ethikkommission gegen Kunstturn-Frauen-Nationaltrainer Fabien Martin läuft noch.
Es ist dem Verband zu wünschen, dass er sich an Giulia Steingrubers Auftritt ein Beispiel nimmt, dass er mutig ist und entschlossen vorangeht. Damit bald nur noch sportliche Schlagzeilen geschrieben werden. An die würden wir uns nämlich gerne wieder gewöhnen.