So geht es nach den Quäl-Vorwürfen beim STV weiter
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Erwin Grossenbacher:Hier sehen Sie das Statement vom STV

Neue Vorwürfe, neuer Knall
STV stoppt Nati-Trainings in Rhythmischer Gymnastik per sofort!

Sie sollte die gefeuerten Quäl-Trainerinnen ersetzen, doch auch die STV-Nachwuchschefin soll zweifelhafte Trainingsmethoden angewandt haben. Der Verband reagiert und stoppt die Nati-Trainings. Nun soll eine Untersuchung folgen.
Publiziert: 29.06.2020 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2020 um 05:55 Uhr
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Nationaltrainerin Iliana Dineva soll unmenschliche Methoden angewendet haben, um ihre Athletinnen zu trainieren.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
Emanuel Gisi

Schluss mit Rhythmischer Gymnastik – zumindest für den Moment! Der STV stoppt die Trainings des Nationalkaders und des Juniorinnen-EM-Projektes per sofort. Nachdem BLICK letzte Woche happige Vorwürfe an die Nati-Trainerinnen Iliana Dineva und Analiya Stancheva publik gemacht hatte, zeigte sich, dass auch die interimistische Nachfolgerin als Cheftrainerin, Nachwuchschefin Maria Balado, nicht über alle Zweifel erhaben sein soll.

«Ich habe wegen ihr mit Rhythmischer Gymnastik aufgehört», sagt Alina Carboni (13), die 2019 Schweizermeisterin in ihrer Alterskategorie wurde. Die Westschweizerin verbrachte ihre letzte Saison unter Balado im Regionalen Leistungszentrum Waadt.

13-Jährige musste in Therapie

«Meine Tochter musste wegen ihr danach erst einmal in Therapie», sagt Mutter Yulyia Carboni (43), die als Wettkampfrichterin auf nationaler Stufe tätig war. Die Trainerin habe mit den Gymnastinnen Psycho-Spielchen gespielt. «Mal hat sie sie beachtet, dann wieder wochenlang ignoriert, hat sie angeschrien, Druck aufgesetzt. Nur eine Athletin hat sie konstant betreut. Ich habe keine Ahnung, was das Ziel war.»

Missstände bei Gymnastinnen noch viel schlimmer?
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Neue Vorwürte gegen STV:Missstände bei Gymnastinnen noch viel schlimmer?

Ihre Tochter habe in diesem Jahr sehr gelitten. «Sie musste verletzt trainieren, verletzt Wettkämpfe bestreiten, sogar wenn sie danach vor Schmerzen geweint hat. Und sie hat Werte vermittelt bekommen, die wir nicht akzeptieren können.». Tochter Alina: «Sie sass manchmal neben mir und hat mit mir über die anderen Gymnastinnen geredet. Sie hat mir gesagt ‹die ist fett› und ‹die schafft es nicht›.» Mutter Yulyia: «Das kann doch nicht sein. Sie hat Alina dazu gebracht, zu lügen. Als sie etwa mit ihr nach Moskau in ein Camp gefahren ist, durften die anderen Mädchen davon nichts erfahren. Natürlich ist es irgendwann rausgekommen und Alina wurde von den anderen wochenlang geschnitten», sagt Mutter Yuliya Carboni. «Daran ist alles falsch.»

Mit Marine Grigorov hat eine weitere Gymnastin die Notbremse gezogen, die ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Die 13-jährige hätte Teil des JEM-Nachwuchsprojektes werden sollen. «Als wir erfahren haben, dass Frau Balado Nachwuchschefin beim Verband wird, hat sie sich zurückgezogen», sagt Mutter Elena Kudryashova. «Ihre Arbeit war überhaupt nicht kindgerecht. Wir haben versucht, mit ihr darüber zu reden – ohne Erfolg.»

Trainingsbetrieb bis auf Weiteres gestoppt

Dem STV sollen zudem weitere Vorwürfe von Ethik-Verfehlungen gegen mehrere Trainerinnen zugetragen worden sein. «Aufgrund der aktuellen Entwicklung und der im Raum stehenden Vorwürfe, haben wir entschieden, den Trainingsbetrieb des Nationalkaders und des Juniorinnen-EM-Projektes in der Rhythmischen Gymnastik per sofort und bis auf Weiteres zu stoppen», sagt STV-Zentralpräsident Erwin Grossenbacher. «In den nächsten Tagen werden wir die Planung einer externen Untersuchung in Angriff nehmen. Wir bedauern es sehr, dass Gymnastinnen in der Ausübung ihres Sports negative Erlebnisse hatten und Leid ertragen mussten. Wir möchten alles in unseren Kräften Stehende tun, um in Zukunft solche Probleme zu vermeiden.»

Heisst für die Nati konkret: Sicher bis zu den Sommerferien Ende Woche wird nicht trainiert. Wie es danach weitergeht, ist offen.

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