Wir müssen nicht darüber diskutieren: Natürlich ist Spitzensport nicht besonders gesund. Wer es auf höchstem Level zu etwas bringen will, lotet seine Grenzen aus. Physisch und psychisch. Ein Spitzensportler muss «sich quälen» können.
Genau da liegt der Hund begraben. Sich quälen: okay. Andere quälen: nicht okay. Beim Schweizerischen Turnverband können sie es nicht mehr hören: Aber die Methoden aus ganz dunklen Zeiten gehören endgültig aussortiert, so einfach ist das.
Man kann noch so viel von neuen Konzepten und Kontroll-Gremien sprechen: Wenn es am Ende darauf hinausläuft, den vorsintflutlichen Drill besser zu kaschieren, gewinnt niemand. Weder der Sport, noch der Verband – und im Fall der Rhythmischen Gymnastinnen schon gar nicht die Athletinnen.
Wer die Entwicklung der letzten Jahre verfolgt hat, staunt. Immer wieder machen Quäl-Trainer und -Trainerinnen aus dem STV Schlagzeilen. Es scheint, als ob der Verband sich ein bisschen die Zeit von Turnvater Jahn zurückwünschen würde: Eine Zeit, in welcher der Trainer als Zuchtmeister seine Truppe frisch, fromm, fröhlich, frei herumkommandiert und dabei den Einzelnen und dessen Bedürfnisse höchstens am Rand zur Kenntnis nimmt.
Dabei wissen wir es hierzulande schon lange besser. In den Schweizer Trainerausbildungen gehören ethische Werte längst zu den Grundlagen. Nur: Wenn die Verbände dann ausländische Trainer anstellen, denen dieses Rüstzeug fehlt, nützt das am Schluss ziemlich wenig.
Wie sagte Iliana Dineva, die gefeuerte STV-Cheftrainerin, vor einem halben Jahr der «AZ»? «Es fehlen die Vorbilder.» Sie meinte Rhythmischen Gymnastinnen von Weltformat aus der Schweiz. Sie hätte es auch über die Person auf dem Cheftrainer-Stuhl sagen können. Es ist Zeit für ein Vorbild. Jetzt.