Missstände bei Gymnastinnen noch viel schlimmer?
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Neue Vorwürte gegen STV:Missstände bei Gymnastinnen noch viel schlimmer?

Neue Vorwürfe gegen den Turnverband
Missstände bei Gymnastinnen noch viel schlimmer?

Weitere Vorwürfe gegen den Turnverband aus der Rhythmischen Gymnastik: Es geht um Essstörungen, um Trainings trotz schwerer Verletzungen, um überforderte Trainerinnen. Eine Verbands-Untersuchung sieht allerdings keine schwerwiegenden Probleme.
Publiziert: 29.06.2020 um 11:12 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2021 um 12:50 Uhr
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Der Schweizerische Turnverband STV muss Anfang Woche beim Bundesamt für Sport (Baspo) antraben.
Foto: Keystone
Emanuel Gisi

Nach der Entlassung der beiden Quäl-Trainerinnen (BLICK berichtete) kommt es diese Woche zum Krisen-Gespräch. Der Schweizerische Turnverband (STV) muss Anfang Woche beim Bundesamt für Sport (Baspo) antraben.

BLICK weiss: Es gibt weitere schwere Vorwürfe an die Adresse des STV, die dem Baspo bekannt sind. Unter anderem involviert: die mittlerweile geschassten Nati-Trainerinnen Iliana Dineva und Aneliya Stancheva.
Brisant: Geht es bei den letzte Woche publik gemachten Vorwürfen um Vorfälle bis 2018, als der Verband einen Neustart ausrief, das komplette Nati-Kader austauschte und Dineva/Stancheva im Amt liess, sind die neuen Fälle erst wenige Monate alt. Zwei davon sind BLICK bekannt.

Fall 1: Im Februar 2020 findet ein Nati-Selektionstest statt. Eine der eingeladenen Gymnastinnen rückt mit angeschlagenem Unterarm ein. Die beiden Trainerinnen werden darüber informiert, dass die Athletin vorsichtig behandelt werden müsse. Stattdessen wird sie durch ein hartes Training gepeitscht. Die Folge: Die junge Frau stürzt und bricht sich den bereits verletzten Arm erneut. So berichten es Augenzeugen.

Fall 2: Im Dezember 2019 verletzt sich eine Athletin beim Training in Magglingen mit dem Bandstab am Auge. Die Trainerinnen Stancheva und Dineva sind mit der Situation völlig überfordert, können keine medizinische Hilfe leisten. Stattdessen rufen sie die Mutter einer anderen Gymnastin um Hilfe. Die Verletzte liegt derweil verletzt am Boden. Auch hier gibt es Augenzeugen.
Zudem hätten mehrere Athletinnen der Rhythmischen Gymnastik in den letzten Jahren wegen Essstörungen ihren Rücktritt aus dem Nationalkader geben müssen. Nach BLICK-Informationen wurden die Vorwürfe unter anderem aus dem Umfeld eines Regionalen Leistungszentrums an den STV herangetragen.

Kritik an Verbands-Boss?

Dabei soll auch die Rolle von Felix Stingelin, STV-Chef Spitzensport, in Frage gestellt worden sein. Schliesslich trage dieser die Verantwortung dafür, dass der STV wiederholt Trainerinnen beschäftigt hat, die nicht in der Lage sind, die Ethik-Charta von Swiss Olympic umzusetzen. Der STV dazu: «Felix Stingelin war in die Vorkommnisse nicht involviert.»

Zu den geschilderten Fällen hat der Verband eine Untersuchung durchgeführt. STV-Sprecher Thomas Greutmann sagt: «Gemäss der Untersuchung haben sich die Fälle teilweise anders ereignet. Es wurde keine Ethik-Verstösse von Mitarbeitenden des STV festgestellt.» Man habe sich vom Rechtsanwalt Urs Reinhard zudem bescheinigen lassen, «aussergewöhnlich schnell und stets angemessen auf die geäusserten Vorwürfe reagiert» zu haben. Reinhard amtet auch als unabhängige Meldestelle von Swiss Olympic. Der Dachverband erklärt auf Anfrage indes, mit dem Gutachten nichts zu tun zu haben – es handelt sich um ein Privatgutachten, bezahlt vom STV.

Ob das dem Baspo reicht? Der Geduldsfaden der Chefs im Leistungszentrum in Magglingen, wo der STV mit seinen Rhythmischen Gymnastinnen nur noch als Mieter ohne Zusatzleistungen geduldet ist, ist dem Vernehmen nach mittlerweile sehr kurz. In diesem Zusammenhang wichtig: Die jährlich 1,7 Mio. Fr. Verbandsbeitrag des Bundes.

Die Untersuchung hat zudem einiges an Staub aufgewirbelt. So wurde laut Insidern vonseiten des STV wiederholt gedroht, die Rhythmische Gymnastik in der Schweiz ganz zu streichen. Und von anderer Stelle droht dem STV Ungemach: Laut «NZZ am Sonntag» will die gefeuerte Cheftrainerin Dineva gegen ihre Entlassung juristisch vorgehen.

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