Turn-Verband feuert Nati-Trainerinnen!
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Nach Quäl-Vorwürfen:Turn-Verband feuert Nati-Trainerinnen!

Nach Quäl-Vorwürfen von Ex-Athletinnen
Jetzt spricht der Turn-Boss zum Trainerinnen-Knall

Der STV trennt sich von Iliana Dineva und Anelyia Stanchova. Die beiden Trainerinnen sollen ehemalige Turnerinnen der Rhythmischen Gymnastik mies behandelt haben.
Publiziert: 24.06.2020 um 13:39 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2020 um 03:15 Uhr
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Müssen gehen: Cheftrainerin Iliana Dineva und Nationaltrainerin Aneliya Stancheva (l.).
Foto: Urs Lindt/freshfocus
Emanuel Gisi und Bettina Brülhart

Mehrere ehemalige Kader-Athletinnen der Rhythmischen Gymnastik erhoben im BLICK gegen die aktuelle Nati-Trainerin Iliana Dineva happige Vorwürfe: Die Bulgarin habe Sportlerinnen immer wieder als «fett» bezeichnet, um sie dazu zu bringen, auf ihre Figur zu achten. Sie habe Athletinnen auf gnadenlose Weise unterstellt, sie gaukelten Verletzungen nur vor. Manche der Gymnastinnen seien gegeneinander ausgespielt worden – und Dineva soll im Training auch körperlich derart hart zugepackt haben, dass es danach wehtat. Methoden, die aus der Steinzeit des Turnsports stammen.

Am Mittwoch zog der Verband erste Konsequenzen: Cheftrainerin Dineva und Nationaltrainerin Stancheva wurden gefeuert!

Holt der STV jetzt nach, was schon 2018 hätte geschehen müssen? Damals wurden nach Platz 25 bei der WM und verpasster Olympia-Quali die Nati-Gymnastinnen ausgemustert. Die Trainerinnen aber durften bleiben. «Dieser Entscheid wurde mit dem damals vorhandenen Wissensstand gefällt», sagt Felix Stingelin, Chef Spitzensport beim STV, auf BLICK-Anfrage.

Dass mit den Methoden der Trainerinnen etwas nicht zu stimmen scheint, stellt Anfang 2019 das Bundesamt für Sport (Baspo) fest: Es setzt die Rhythmische Gymnastik in Magg­lingen vor die Tür, entzieht der STV-Abteilung das Gastrecht im nationalen Leistungszentrum – etwas, das im Schweizer Sport noch nie vorgekommen ist. «Es ging dabei um unterschiedliche Ansichten in der Athletenbetreuung und Trainingsmethodik», so das Bundesamt. Nachdem der STV erklärt hatte, die Einhaltung ethischer Grundsätze zu verbessern, durfte die RG-Abteilung ab Sommer 2019 wieder einen Teil der Infrastruktur im Leistungszentrum nutzen. Stingelin sagt dagegen: «Der STV hatte gegen die Verfügung Einspruch erhoben. Dies führte dazu, dass der STV das Gastrecht für Trainings mit der RG wieder erhielt.»

Man habe die Vorwürfe der Athletinnen «sehr ernst genommen», heisst es beim Verband. Vor allem die Vorwürfe in Bezug auf Ernährung und Gewicht hatten die Verantwortlichen nicht auf dem Schirm. Ein Teil der ehemaligen und aktuellen Nati-Gymnastinnen habe zudem versichert, von der Ex-Trainerin «weder beschimpft noch bedroht» worden zu sein. «Auch eine interne Prüfung des Trainings der aktuellen Gruppe brachte keine Ethik-Verstösse gegen Dineva zum Vorschein. Andererseits haben aber andere ehemalige Gymnastinnen geschildert, wie sie unter gewissen Vorkommnissen gelitten haben. Es ist dem STV ein grosses Anliegen, dass es solche Vorkommnisse in Zukunft nicht mehr gibt.»

Zum dritten Mal nach 2007 und 2013 muss der STV Trainer entlassen, weil sie mit fragwürdigen Methoden gearbeitet haben. Warum hat der Verband dieses Problem? Stingelin: «Die Turnsportarten sind einerseits sehr trainingsintensiv, und andererseits sind die Athleten noch sehr jung. Dies ist eine Gratwanderung, und in diesem Umfeld kann es zu Spannungen kommen. Dies geschieht aber nicht regelmässig.» Mittlerweile sei man besser aufgestellt. «Mit unserer Kaderkoordinatorin und dem Ausbau im Bereich Athletenbetreuung können wir allfällige Fehlentwicklungen frühzeitig erkennen und verhindern.»

Den Fall Dineva verhindern konnte der STV nicht. Sicher ist: Wer künftig die Gymnastinnen trainiert, wird unter verstärkter Beobachtung stehen. «Das detaillierte Anforderungsprofil wird erst noch erarbeitet», so Stingelin. «Das Thema Ethik wird aber sicher Bestandteil sein.»

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