Eine kleine Insel mit 60'000 Einwohnern, mitten im Atlantik, umringt von den Weiten des Ozeans, über 1000 Kilometer von der US-Küste entfernt. Das ist Bermuda. Im Land, das flächenmässig 776 Mal kleiner als die Schweiz ist, ist die amtierende Triathlon-Olympiasiegerin Flora Duffy (36) geboren und aufgewachsen.
Die Frau, die 2021 in Tokio für Bermuda das allererste Olympia-Gold holte, schreibt nun ein weiteres Triathlon-Märchen. Denn bis vor Kurzem war alles andere als klar, ob Duffy im Sommer in Paris ihre fünfte Olympia-Teilnahme in Angriff nehmen kann. Noch vor einem halben Jahr war sie am Tiefpunkt.
«In dem Moment dachte ich, das ist das Ende»
Es war im letzten Dezember: «In diesem Moment habe ich mir die Augen ausgeheult, und das war definitiv der Moment, in dem ich dachte, das ist das Ende», blickte Duffy im März im Triathlon-Podcast «Chasing The Burn» zurück. Sie sah nach einem Gespräch mit ihrem Physio keinen Ausweg mehr aus der komplizierten Knieverletzung zurück in den Spitzensport.
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Im ganzen Jahr 2023 hat Duffy kein einziges Rennen bestritten. Im besagten Dezember, als die Karriere am seidenen Faden hing, sah sie zwar kleine Fortschritte, aber ihr Bein konnte sie immer noch nicht durchstrecken – nach über zwölf Monaten Verletzungspause.
Dann das Wunder – zwei Tage später alles weg
Ausgerechnet in dieser Phase passierte das Wunder. «Einen Tag später ging ich zum Arzt, um zu sehen, ob sich die Situation um mein Knie gebessert hat, denn ich war kurz davor, hinzuschmeissen. Dann kam es mir wie ein Wunder vor, denn er gab mir eine Injektion, und zwei Tage später waren alle Restschmerzen verschwunden.» Sie erzählt von unzähligen Injektionen und Treffen mit guten Ärzten zuvor, die alle wenig nützen. Bis zur Rettung ihrer Karriere im letzten Moment.
Jetzt, im Mai, strahlt die Sonne für Duffy wieder nach 18-monatiger Verletzungspause. Beim ersten von fünf Rennen der Triathlon-WM-Serie läuft sie letztes Wochenende in Yokohama (Jap) sogleich auf Rang 7! «Das erste Rennen, nachdem ich mich den Grossteil des Jahres 2023 gefragt habe, ob ich jemals wieder rennen, geschweige denn Wettkämpfe bestreiten kann», schreibt sie voller Freude auf Instagram.
Die Triathlon-Queen aus der britischen Überseeinsel, 2022 im Buckingham Palace zur «Dame» geadelt, ist rechtzeitig für Olympia wieder da. Julie Derron (27) läuft beim Rennen in Yokohama übrigens als beste Schweizerin auf den 12. Rang, Nora Gmür (23) auf Rang 29, Jolanda Annen auf Rang 43. Welche zwei Schweizerinnen beim Olympia-Triathlon sich mit der Titelverteidigerin von der kleinen Atlantikinsel ins Rennen stürzen, wird Anfang Juni bekannt.