«Als würde ich seine Stimme hören»
Verstorbener Partner unterstützt Ruder-Star Gmelin

Es geht um die Olympia-Qualifikation. Wenige Tage vor dem entscheidenden Ruderrennen sprechen Jeannine Gmelin und Nina Wettstein mit Blick über Kritiker, ihre Form und die Zukunft.
Publiziert: 16.05.2024 um 11:55 Uhr
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Ruderschlag für Ruderschlag geht es in Richtung Paris. Jeannine Gmelin (l.) und Nina Wettstein kämpfen um das Olympia-Ticket.
Foto: keystone-sda.ch
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Nicola AbtReporter Sport

Das Ruder-Duo Jeannine Gmelin (33) und Nina Wettstein (25) schottet sich ab. Unnötige Begegnungen gefährden ihren Olympia-Traum. «Grössere Menschenansammlungen meiden wir, auch Freunde sehen wir kaum», sagen die beiden am Telefon zu Blick. 

Grippegeschwächt wären sie am Sonntag im Vorlauf chancenlos. Auf dem Rotsee finden die letzten Qualifikationsrennen für die Olympischen Spiele statt. Im Doppelzweier kämpfen sieben Boote um zwei Tickets. Der Final findet am Dienstag statt. Gmelin ist zuversichtlich: «Wir konnten uns in den letzten Wochen noch einmal steigern.»

Verstorbener Partner als Stütze

Erst seit knapp zwei Monaten sitzen sie im gleichen Boot. Gmelin hat erst in dieser Saison wieder mit dem Rudern begonnen, nachdem ihr Partner und Trainer Robin Dowell (†40) im Dezember 2022 verstorben war.

«In meinem Trauerprozess habe ich verschiedene Phasen durchlaufen», sagt die Ausnahmeathletin. Zuletzt sei es ihr gelungen, die Beziehung auf eine andere Ebene zu heben. «Ich musste einen Weg finden, wie er ein Teil meines Lebens bleiben kann, ohne dass ich ständig traurig bin.» 

Jetzt unterstützt er Gmelin auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen. «Manchmal ist es, als würde ich seine Stimme hören.» Konnte er ihr vor seinem Tod noch «eins zu eins» technische Tipps geben, erhält Gmelin diese nun so. «Das kann ich für mich und unser Boot nutzen. Es ist schön, zu wissen, dass sein Vermächtnis durch mich weiterlebt.» 

Zukunft ist ungewiss

In den ersten Rennen hatten die beiden noch mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen. Kritiker sahen das Projekt bereits als gescheitert an. Gmelin kann darüber nur den Kopf schütteln. «Nach rund fünf Wochen gemeinsamen Trainings konnten wir mit Booten mithalten, die schon ein oder zwei Jahre zusammen rudern. Das ist doch ein ganz guter Start.»

Egal, was am Sonntag passiert, Gmelin sieht ihr Comeback als gelungen an. «Erfolge, Medaillen oder die Olympia-Qualifikation wären ein toller Bonus, aber der eigentliche Gewinn ist für mich die tolle Zusammenarbeit mit Nina.»

Die beiden haben sich von Anfang an gut verstanden. Doch was passiert, wenn die Qualifikation verpasst wird? «Das wissen wir nicht, weil der Entscheid darüber vom Verband gefällt wird», sagt Gmelin. Momentan sind die beiden noch für die Weltcup-Regatta am Rotsee am übernächsten Wochenende gemeldet.


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