Auf einen Blick
- Stefan Edberg trifft an den US Open 1983 einen Linienrichter, der später verstirbt
- Edberg überlegt sich daraufhin ein Karriereende – mit 17 Jahren
- Wertheims Familie verklagt US-Tennis-Verband auf 2,25 Millionen US-Dollar
Gestern startete die 143. Ausgabe der US Open. Doch in New York wurden nicht nur schöne Tennis-Geschichten geschrieben. 41 Jahre ist es her, seit sich dort eines der grössten Dramen in der Historie dieses Sports ereignete. 41 Jahre, seit Linienrichter Richard «Dick» Wertheim sein Leben liess.
Es ist der 10. September 1983, als Stefan Edberg im Junioren-Turnier gegen Patrick McEnroe spielt. Der Schwede ist damals noch am Anfang seiner Karriere, 17 Jahre alt. Beim Junioren-Turnier der US Open tritt er als Nachwuchs-Champion von Wimbledon und French Open an.
Doch im Halbfinal gegen McEnroe ist das alles weit weg. Edberg trifft mit einem ersten Aufschlag den Linienrichter Richard Wertheim. Der 61-Jährige will dem Ball ausweichen, doch er trifft ihn in der Hüftgegend. Wertheim verliert das Gleichgewicht und stürzt, mit dem Kopf prallt er voll auf den harten Untergrund.
Wertheim zieht sich schwere Kopfverletzungen zu. Während Edberg geschockt dasitzt, wird Dick Wertheim ins Krankenhaus gebracht. Er ist nicht bei Bewusstsein und wird dieses auch nicht wieder erlangen. Fünf Tage später ist er tot.
Die Familie von Dick Wertheim verklagt ein Jahr nach dem Drama den US-Tennis-Verband auf 2,25 Millionen US-Dollar. Sie wirft dem Verband Fahrlässigkeit vor und dass man nicht angemessene Sicherheitsvorkehrungen für die Schiedsrichter getroffen habe, hat mit dem Vorhaben aber keinen Erfolg.
In einer Zeit ohne Social Media sorgt der Fall kaum für Schlagzeilen. Auch Edberg spricht nicht öffentlich darüber. Der Schwede soll sich damals Gedanken gemacht haben, die Karriere zu beenden, bevor sie richtig angefangen hat. Doch Edberg überwindet das Drama.
Am Tag nach dem Unfall gewinnt er das Junioren-Turnier im Final gegen Simon Youl. Wenige Monate später triumphiert er auch noch bei den Australian Open und ist bis heute der einzige Spieler, der den Junioren-Grand-Slam realisieren konnte. Auch bei den Grossen zählt Edberg mit 6 Grand-Slam-Titeln und 72 Wochen als Weltnummer 1 zu den erfolgreichsten aller Zeiten. Nach seiner Karriere amtete er unter anderem als Trainer von Roger Federer, der an den US Open sieben Finals erreichte und das Turnier zwischen 2004 und 2008 fünfmal in Serie gewann.
Hinweis: Dieser Artikel erschien im September 2018 zum ersten Mal.