Dominic Strickers zweite US-Open-Teilnahme – ein Jahr nach dem sensationellen Achtelfinaleinzug – endet früh und ärgerlich. Der Berner scheint den ebenfalls fehlerhaften Argentinier Francisco Comesana im Griff zu haben, ehe er die Partie komplett aus den Händen gibt (6:4, 3:6, 6:7, 3:6). Und dabei zeigt, dass er in der langen Verletzungspause einiges an Selbstvertrauen eingebüsst hat. Dies ist aber nicht die einzige logische Konsequenz, mit der sich der 22-jährige Linkshänder derzeit herumschlagen muss.
Stricker, aktuell die Weltnummer 181, steht ein heftiger Absturz im ATP-Ranking bevor. Wenn am Montag, 9. September die neue Weltrangliste herauskommt, wird er aus den Top 300 geflogen sein. Der Grund ist simpel: Nach der halbjährigen Pause aufgrund einer Rückenverletzung hat er seit dem Comeback im Juni kaum mehr Punkte gesammelt. Von den 205 Zählern aus New York, die er im Vorjahr eingeheimst hatte, fallen jetzt deren 195 weg. Den Anschluss an die Weltspitze hat er damit vorerst verloren.
Heisst im Umkehrschluss: Stricker muss bis Jahresende dringend Punkte sammeln, um den Ranking-Schaden möglichst in Grenzen zu halten. Das von Coach Dieter «Didi» Kindlmann erklärte Jahresziel, 2024 in den Top 200 zu beenden, ist aktuell in Gefahr. Denn Stricker hat im Oktober noch einmal satte 90 Punkte zu verteidigen, die er mit seinem starken Viertelfinaleinzug in Basel eingeheimst hatte.
Er kann mit Australian Open planen
Immerhin: Ein wichtiges Hintertürchen bleibt. Das Protected Ranking, von dem Stricker auch an den US Open Gebrauch gemacht hat, wird ihm in nächster Zeit noch einige grosse Turniere ermöglichen, an denen es mit guten Läufen auch viele Punkte zu gewinnen gäbe.
Gemäss Regelbuch darf Stricker das Protected Ranking während neun Monaten nach seinem Wiedereinstieg anwenden. Also bis Anfang März 2025 oder für die ersten neun gespielten Turniere, je nachdem, welches Szenario früher eintritt. Bis dato hat Stricker drei solche Entry-Tickets verbraucht. In Wimbledon, Winston-Salem (USA) und New York. Diese Schutzregel gibt Stricker in den aktuell schwierigen Zeiten wenigstens Planungssicherheit, so kann er beispielsweise schon fix mit den Australian Open im Januar planen.
Bis dahin wird das Ziel aber sein, im Ranking mindestens wieder in jene Gefilde vorzustossen, die ihm später im Jahr 2025 wenigstens einen Quali-Platz für die Grand-Slam-Turniere ermöglichen. Der Mann, der letztes Jahr in New York die ganz Grossen ärgerte, muss das Feld wieder von hinten aufrollen.