Am vergangenen Sonntag ist mit Nick Bollettieri (†91) eine der grössten Trainer-Ikonen des Tennis gestorben. Sein Leben war rastlos. «Ich wünsche anderen diese Mentalität nicht unbedingt, weil man nie zur Ruhe kommt», sagte Bollettieri einst im Interview mit dem «Spiegel». «Aber ich liebe das Abenteuer.»
Das tat er nicht nur privat – er war achtmal verheiratet und hat sieben Kinder – sondern auch auf dem Tennis-Court. In seiner 1978 gegründeten Akademie formte er zahlreiche Stars. Seine Methoden wurden oft kritisiert, aber der Erfolg gab ihm recht. Er arbeitete mit zehn Weltranglisten-Ersten zusammen, darunter Martina Hingis (42), Andre Agassi (52) oder Boris Becker (55).
Traurige Nachricht hinter Gittern
Mit dem Deutschen war Bollettieri von 1993 bis 1995 unterwegs. Die ganz grossen Erfolge feierten sie nicht zusammen. Becker schwankte in der Weltrangliste zwischen Platz 3 bis 14 und erreichte mit Wimbledon 1995 nur einen Grand-Slam-Final.
Trotzdem dürfte Becker, der im letzten April wegen Insolvenzstraftaten zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde und seither hinter Gittern sitzt, die Nachricht von Bollettieris Tod erschüttert haben. Mit ihm verliert er innert zwei Jahren seinen dritten Ex-Coach. Im August 2021 starb Mike DePalmer (†59), mit dem er nach Bollettieri zusammenarbeitete und 1996 zum zweiten Mal die Australian Open gewann.
Bereits anfangs Januar 2021 trauerte Becker um einen Ex-Coach. Bob Brett (†67) erlag wie DePalmer einem Krebsleiden. Mit ihm gewann Becker 1989 nicht nur Wimbledon und die US Open, sondern 1991 auch die Australian Open und eroberte das erste Mal die Weltranglistenspitze.
An Weihnachten zu Hause?
Nun trauert Becker um einen dritten Mann, der Teil seiner erfolgreichen Karriere war. Und das kurz nachdem er am 22. November seinen 55. Geburtstag ohne Familie und Freunde im britischen Huntercombe-Gefängnis in Oxfordshire feiern musste. Keine leichte Zeit für ihn.
Aber es soll einen Lichtblick geben. Mitte November kursierten in britischen Medien Gerüchte, er werde noch vor Weihnachten nach Deutschland abgeschoben. Nun soll es gemäss «Mirror» schon nächste Woche so weit sein. Der Grund? Becker soll für ein Schnellverfahren zugelassen worden sein, bei dem ausländische Häftlinge in ihre Heimat entlassen werden. Damit sollen britische Gefängnisse entlastet und Geld gespart werden.
Noch ist die Abschiebung nicht offiziell bestätigt worden. Sollte es dazu kommen, wäre Becker zu Weihnachten ein freier Mann. Denn die restliche Strafe – er hat erst acht Monate verbüsst – müsste er in Deutschland nicht mehr absitzen. (bir)