Der Kontrast ist gross, als Dominic Thiem (29) für das ATP-Turnier nach Gstaad reist. Soeben lief er noch im Tennis-Mekka von Wimbledon auf. Am 5. Juli verlor er ein spektakuläres Spiel gegen Stefanos Tsitsipas (ATP 5) in fünf Sätzen. Von der Weltstadt geht es ins Berner Oberland. Doch der Wechsel tut Thiem gut.
Der Österreicher schwärmt von der Region. «Irgendwie hat man das Gefühl, dass die Welt hier noch in Ordnung ist», sagt er. «Ich sehe jedes Jahr sehr viel, aber dieser Ort hier ist etwas ganz Besonderes, die Natur hier ist sensationell.» Er führt seinen Medientermin im Gegensatz zu anderen Athleten nicht am Turnierort durch, sondern weiter oben am Arnensee (1'541 M.ü.M.).
Im März machte er düstere Aussagen
Gstaad macht Thiem Mut. Denn in der letzten Zeit hatte es der US-Open-Sieger von 2020 nicht einfach. Er ist nur noch die Nummer 91 der Welt. Zwischenzeitlich rutschte er auf den 352 Rang ab. «Ich habe so viele Auf und Abs auf der mentalen Seite. So ist es schwer, dass das Ganze noch Spass macht. Es ist eine komplette Quälerei.» Diese Aussage machte er im vergangenen März nach seiner Auftaktniederlage in Indian Wells (USA).
Jetzt geht es ihm wieder besser. Da hat einerseits der Trainerwechsel im Frühling geholfen. Thiem trennte sich von seinem langjährigen Coach Nicolas Massu und wird neu vom Deutsch-Iraner Benjamin Ebrahimzadeh (43) betreut. Andererseits machte der Wimbledon-Fünfsätzer gegen Tsitsipas trotz Niederlage Mut: «Es war wichtig zu sehen, dass ich von meinem Level noch voll dabei bin.» Und dann ist natürlich noch Gstaad.
«Gstaad ist ein Platz zum Wohlfühlen»
«Letztes Jahr habe ich hier in Gstaad den ersten Halbfinal seit mehr als einem Jahr erreicht, das war der Anstoss zu einem echt guten restlichen Jahr», sagt Thiem. Nach seiner Handgelenkverletzung im Juni 2021 kam Thiem zuvor nie mehr richtig in die Gänge. Und natürlich denkt er gerne an den Turniersieg im Jahr 2015 in Gstaad zurück.
Doch es ist mehr als der sportliche Erfolg, weshalb Thiem gerne in Gstaad weilt. Immer wieder erwähnt er die Natur. «Die Höhenlage liegt mir, die Landschaft hier ist wunderschön. Es ist ein Platz zum Wohlfühlen», schwärmt Thiem, der auch ein grosser Tierfreund ist und in Wien die Patenschaft einer Ameisenbärin hatte und nun von einem Koala-Jungen.
Thiem schwärmt auch von Wawrinka
Und dann kommt er noch auf Stan Wawrinka (38, ATP 88) zu sprechen, mit dem er oft trainiert. Auch der Romand fasste in Wimbledon Mut und tritt in Gstaad an. «Nicht nur den Fans macht es Freude, ihm zuzuschauen, sondern auch den Spielern», sagt Thiem über ihn.
Er hofft, Stan in der Auslosung aus dem Weg zu gehen. Zumindest bis zum Halbfinal wäre sein Wunsch erfüllt. Thiems erster Gegner in Gstaad am Montag oder Dienstag ist der Franzose Alexandre Muller (26, ATP 84). Wawrinka kriegt es mit dem Spanier Roberto Carballes Baena (30, ATP 57) zu tun.