Tennis-Rüpel Paire schiesst gegen Kollegen
«Im Tennis herrscht grosse Heuchelei»

Wer zur Weltspitze gehören will, muss sich voll dem Sport verschreiben. Benoit Paire ist lieber in den Top-30, trinkt Aperol Spritz, spielt Golf und geniesst das Leben.
Publiziert: 21.12.2020 um 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2021 um 10:46 Uhr
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Tennis-Spieler Benoit Paire will nicht zur absoluten Weltspitze gehören.
Foto: freshfocus
Fynn Müller

Benoit Paire (31, ATP 28) sorgt im Tennis-Zirkus immer wieder für Furore. Wutausbrüche, zerschlagene Rackets, Schiri-Beleidigungen: Wo immer der Franzose auftaucht, ist Wirbel vorprogrammiert. Seinen Ruf als Tennis-Rüpel hat er sich redlich verdient.

Und doch überzeugt der 31-Jährige immer wieder mit starken Leistungen. Zwar gehört Paire nicht zur absoluten Weltspitze, abschreiben sollte man den dreifachen ATP-Sieger aber nie.

Im Tennis-Magazin «Racquet» erzählt Paire, dass er das Streben nach Erfolg längst leid sei. Vielmehr gehe es ihm darum, Spass zu haben. Sowohl auf als auch neben dem Court.

Paire geniesst das Leben

«Ich bin lieber ein Top-30-Spieler und geniesse das Leben. Ich liebe es, Golf zu spielen und Aperol Spritz zu trinken, wann immer ich will. Besser, als alles zu opfern, nur um die Nummer 1 der Welt zu sein», stellt Paire klar.

Vielen seiner Kollegen fehle diese Einstellung. Sich rund um die Uhr mit dem Tennis-Zirkus zu beschäftigen, tue einem Sportler auf diesem Niveau nicht gut, meint Paire. «Es gibt eine Leere, wenn sie aufhören zu spielen. An dem Tag, an dem ich aufhöre, Tennis zu spielen, habe ich immer noch meine Schorle, meine Abende und mein Golf.»

Spielt Paire unter seinem Niveau?

Auch wenn es der Franzose eher locker angeht, sind viele seiner Fans der Meinung, dass er zur Weltspitze gehören könnte und aktuell unter seinem Niveau spielen würde.

«Oft sagten mir die Leute, dass ich das Zeug dazu hätte, unter den Top 10 zu sein. Vielleicht ist mein Tennis auf diesem Niveau, aber diejenigen haben auch den notwendigen körperlichen und geistigen Antrieb. Einen Major zu gewinnen war nie meine Motivation.»

Scharfe Kritik am Tennis-Zirkus

Paire ist der Meinung, dass Tennis in den letzten Jahren immer langweiliger wurde. «Die ATP wird immer strenger und springt direkt zu Geldstrafen und Suspensionen. Davon bin ich kein grosser Fan, auch wenn einige Grenzen gesetzt werden müssen.»

Der Franzose lässt seiner Kritik freien Lauf. «In diesem Sport herrscht grosse Heuchelei. Die Spieler halten sich bei Interviews zurück und sagen nicht, was sie denken. Wenn sie dachten, ihr Gegner sei mies, warum sagen sie es nicht? Selbst wenn sie dafür genagelt werden. Es ist kein Mangel an Respekt, es ist eine Beobachtung an diesem bestimmten Tag.»

Der Tennis-Rüpel nimmt, wie so oft, kein Blatt vor den Mund …

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