Was die sportliche Reifeprüfung auf höchster Ebene betrifft, gilt für Rückkehrerin Belinda Bencic (27): mit Bravour bestanden. Die Ostschweizerin stand nur achteinhalb Monate nach der Geburt ihrer Tochter Bella bereits wieder im Achtelfinal der Australian Open. Und was die Familienorganisation auf dem Trip um den halben Globus betrifft, den Bencic ebenfalls als «Test für uns» bezeichnete – da wird das Jung-Mami ebenfalls seine Schlüsse ziehen. «Wir können viel von Roger Federer lernen», sagte sie kürzlich, weil dieser ebenfalls mit der ganzen Entourage auf der Tour unterwegs war. Nannys inklusive. Bei Bencic war es in Australien ihre Mutter Dana, die ihr und Martin Hromkovic, Bencis Ehemann und Fitnesscoach, unter die Arme griff.
Nach einer kurzen Pause und einem Trainingsblock will die Olympiasiegerin von 2021 im Februar wieder ins Turniergeschehen eingreifen. Wann und wo, sei noch nicht ganz klar, lässt ihr Manager Marijn Bal ausrichten. Am Anfang des Monats stünde das WTA-500-Turnier in Abu Dhabi an, das sie 2023 vor ihrer Babypause gewinnen konnte. Danach würden die Masters in Doha und Dubai folgen. Auch Teilnahmen an kleineren Wettkämpfen sind nicht auszuschliessen, wenngleich Bencic durch ihr Protected Ranking für zurückkehrende Mütter über Eintrittserleichterungen für die grossen Events verfügt.
Seit 2019 dürfen Tennis-Mamis über eine dreijährige Zeitspanne bei zwölf Turnieren mit jenem Ranking antreten, das sie unmittelbar vor der eingelegten Pause innehatten. Im Fall von Bencic ist das Platz 15 in der Weltrangliste, was ihr die Türen für sämtliche Top-Turniere öffnet. Bleibt sie gesund, stehen somit auch die weiteren Grand Slams dieses Jahres – die French Open Ende Mai, Wimbledon Ende Juni sowie die US Open Ende August – in ihrer Agenda.
Sollte Bencic in den kommenden Monaten ihr Ranking (ab nächstem Montag ungefähr um Rang 150) derart verbessern, dass sie in Bereiche der Top 100 vorstösst, mit denen sie an Turnieren gesetzt wäre, so würde ihr der Mutterschutz auch ersparen, in der ersten Runde gleich auf eine gesetzte Spitzengegnerin zu treffen. Auch dies hat die Spielervereinigung der Frauen (WTA) in der Zwischenzeit angepasst.
Erste Anpassungen – aber es geht auch noch mehr
Auslöser dafür war unter anderem, dass Superstar Serena Williams (43) 2018 bei ihrer Rückkehr als Mutter veraltete Richtlinien vorfand, die sie wie eine zuvor verletzte Spielerin einstuften. Mittlerweile wurde das Protected Ranking für ehemals schwangere Frauen angepasst. Hinzu kommen Programme, die den Wiedereinstieg erleichtern sollen.
So stellt die WTA etwa ein Performance Health Team zur Verfügung, das massgeschneiderte Hilfe in Punkten wie Stillen, Beckenbodentraining, Ernährungsberatung und Physiotherapie anbieten soll. Bei einigen der grössten Turniere wird zudem versucht, den Familien eine gute Infrastruktur zu bieten, wobei es hierbei noch deutlich Luft nach oben gibt, wie auch die deutsche Profispielerin und Zweifach-Mama Tatjana Maria (37) im vergangenen Jahr im Blick-Interview sagte: «Es ist höchste Zeit für mehr Kinderbetreuung.» Nun, dagegen hätte der reisende Bencic-Tross mit Sicherheit auch nichts einzuwenden.