Auf einen Blick
- Novak Djokovic kämpft mit Verletzungen und Niederlagen
- Experten orten Probleme – weil er zu wenige Matches spielt
- 2024 beendete er ohne ATP-Titel, gewann aber Olympia-Gold in Paris
In Indian Wells steht dieser Tage das gemeinhin als «fünfter Grand Slam im Jahr» bekannte Masters-Turnier an. Die Fragezeichen hinter Novak Djokovic sind mittlerweile aber noch grösser als noch zu Beginn des Jahres. Viertelfinal-Aus in Brisbane, Halbfinal-Out an den Australian Open wegen einer Verletzung und dann die Auftaktpleite in Doha. Der serbische Rekordmann zeigte in Australien zwar, dass er nach wie vor auf sehr hohem Niveau agieren kann. Doch wie viel macht sein Körper noch mit? Djokovics grösster Gegner ist mittlerweile er selbst.
«Ich versuche immer noch, täglich auf meinen Körper aufzupassen. Aber es ist jetzt schwieriger, ohne Zweifel», sagte er in Katar und erklärte zudem: «Natürlich gibt es mehr Verletzungen. Die Dinge sind nicht mehr so wie vor zehn oder 15 Jahren.»
Der Nimbus der Unbesiegbarkeit ist Djokovic ohnehin schon abhandengekommen. Spätestens im Verlaufe der letzten Saison ist der Konkurrenz klar geworden, dass es wohl noch nie so einfach war, den zuvor jahrelangen Dominator zu schlagen. 2024 beendete er ohne einen einzigen Titel auf der ATP-Tour, dafür mit dem Olympiasieg in Paris als Glanzpunkt. Jener Goldmedaille hatte er alles untergeordnet.
Und in diesem Jahr? Dass ihm mitunter bei kleineren Turnieren das letzte bisschen Motivation fehlt, ist kein Geheimnis. Grand Slams? Haben nach wie vor Priorität, doch die vergangenen fünf Ausgaben musste er mitansehen, wie ihm die Jungstars Jannik Sinner (23) und Carlos Alcaraz (21) den Schneid abkauften.
«Wenige Zentimeter können sehr viel ausmachen»
Zugetraut wird Djokovic nach wie vor alles, doch zumindest die Skepsis wächst bei den Beobachtern. Rennae Stubbs (53), die frühere Trainerin von Serena Williams, sagte etwa in ihrem Podcast: «Novak hat sich immer besser erholt als die meisten, besser als wahrscheinlich jeder andere, aber es wird langsam ein Problem, dass er keine Matches gewinnt.»
Und auch Blick-Experte Heinz Günthardt (66) findet: «Es wird immer schwieriger für Novak, wenn er so wenig spielt. Mit der Spielpraxis hängen auch das Selbstvertrauen und die Automatismen auf dem Platz zusammen. Schon ein paar wenige Zentimeter, die man zu spät kommt, können in einem Match sehr viel ausmachen.» Für ihn sei hierbei entscheidend, wie leidensfähig Djokovic nach wie vor im Training sei: «Klar ist: Im Alter muss man effizienter trainieren. Der Fokus in der täglichen Arbeit ist enorm wichtig.»
Günthardt liefert ein Beispiel aus seiner Zeit mit Steffi Graf (55), die er jahrelang coachte: «Gegen Ende ihrer Karriere haben wir auch weniger oft trainiert. Dafür haben wir versucht, das Maximum aus jeder Minute herauszuholen. Es geht darum, möglichst optimal zu trainieren.»
Nun, Antworten hierzu kann nur Djokovic selbst liefern. Fest steht aber, bei allen Zweifeln: Eine Wiederauferstehung des Ausnahmespielers würde ebenfalls niemanden überraschen.