Auf einen Blick
- Dominic Stricker sucht in Trimbach SO nach Spielpraxis und Selbstvertrauen
- Stricker befindet sich in einem Findungsprozess mit Teamänderungen
- Weltranglisten-Absturz auf Platz 284, erster Sieg 2025 in Trimbach
Im Januar schritt er noch über die hochmoderne Anlage in Melbourne, spielte an den Australian Open im Konzert der ganz Grossen mit. Jetzt heisst Dominic Strickers (22) neue Realität: Trimbach. Hier in der solothurnischen Gemeinde mit der sympathisch urchigen Tennishalle, wo der Schläger-Besaiter gleichzeitig auch noch als Pizzaiolo amtet, ist der Berner Tennisprofi auf der Suche nach Spielpraxis und Selbstvertrauen. Und ganz nebenbei auch nach Antworten auf Fragen, die ihn trotz intensiver Überlegungen und Gespräche in den letzten Tagen noch immer beschäftigen.
Bei Stricker kommt gerade viel zusammen: Da ist einerseits seine sportliche Krise, der Weltranglisten-Absturz und damit einhergehend das Los, wieder ganz unten auf dritthöchster Tennisstufe anfangen zu müssen. Beim Trimbach Open gibt es für den Turniersieg 30 ATP-Punkte, womit die aktuelle Weltnummer 284 höchstens ein Sprüngchen im Ranking machen würde. Doch das hat dieser Tage nicht Priorität. Denn da war zuletzt auch noch das teaminterne Rumoren – mit der Kündigung von Trainer Dieter «Didi» Kindlmann und der Abkehr von Vater Stephan Stricker als Manager als Tiefpunkte.
Dominic Stricker befindet sich aktuell in einem Findungsprozess. Dazu gehört auch, endlich wieder auf die Siegerstrasse zurückzukehren. Wenigstens da kann er jetzt ein Häkchen dahinter machen – das 6:2, 6:4 in Trimbach gegen die tschechische Weltnummer 1724, Jan Kumstat, ist sein erster Erfolg im Jahr 2025. Danach gewährt er Einblick in die aufwühlenden letzten Tage infolge des erschienen «NZZ»-Artikels, indem gar vom möglichen Karriereende die Rede war.
«Die wichtigste Message, die ich geben kann»
Vorneweg: Stricker packt in Trimbach nicht aus. Er wählt seine Worte weise und zurückhaltend, aber es ist ein cooler Auftritt. Er hat sich offensichtlich vorbereitet. Und eines stellt er rasch klar: «Das Aufhören steht bei mir nicht im Raum, das ist die wichtigste Message, die ich geben kann.» Stricker spricht davon, dass es zuletzt «keine leichte Situation» gewesen sei. Nach Australien habe er gespürt, dass sich bei ihm und in seinem Umfeld etwas ändern müsse. Die Kündigung von Trainer Kindlmann sei für ihn nicht völlig überraschend gekommen. Stricker spricht allgemein von «Baustellen» und «Dingen, die verbessert werden müssen». Ganz konkret wird er nicht. Auch, weil er in gewissen Fragen eben noch nicht weiter weiss.
Die Trainersituation? Kindlmanns Vertrag läuft noch bis Ende April. Die Zeichen stehen auf Abschied, auch wenn sich die beiden mögen – und Stricker das Türchen offiziell noch einen Spalt offenlässt. Möglicherweise ist ein Neuanfang für beide Parteien aber das Beste.
Ein Schritt in die Eigenständigkeit
Das Management? Noch kann Stricker keinen neuen Agenten vorstellen. Ob Schweizer Weg oder internationale Lösung, lässt er offen. Klar ist: Der Papa mache es «nur noch, bis ich jemanden gefunden habe». Stricker will hier nicht von einem Konflikt mit dem Elternhaus sprechen – er nennt es eine «natürliche Änderung im Management» und einen «normalen Schritt in die Eigenständigkeit». Er bestätigt aber, dass auch auf unternehmerischer Seite Veränderungen geplant sind. Bislang war der 22-Jährige in der nach ihm benannten «Dominic Stricker GmbH» nämlich nicht zeichnungsberechtigt.
Viel mehr Einblick ins Familienleben gewährt Stricker nicht. Er sagt allerdings, dass er während des Trimbach Open jeweils nach Hause fahre – und zwar nach Grosshöchstetten BE, in sein Elternhaus.
Mit der sportlichen Situation hat sich Stricker abgefunden. Trimbach statt Indian Wells, wo er mit seiner früheren Höchstrangierung (ATP 88) die Quali hätte spielen können. Teppich statt Hartbelag. 100 Nasen statt Weltfokus. Stricker macht deutlich: In seinem Findungsprozess geht es aktuell nicht ums Ranking oder Orte. Sondern um «Matchpraxis und Spass». Und baldige Klarheit in seinem Umfeld.